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Tödliche Heimkehr: Tanja Bartko (Nadja Uhl) steht unter Mordverdacht, doch Kommissar Krüger (Christian Redl) glaubt an ihre Unschuld.

© Hardy Spitz/ZDF

Elfter "Spreewaldkrimi": "Tödliche Heimkehr" mit Nadja Uhl

Auch der elfte „Spreewaldkrimi“ mit Christian Redl ist wie stets vorzüglich gespielt und kunstvoll verschachtelt.

Es gehört zum Markenzeichen der „Spreewaldkrimis“, dass Thomas Kirchner seine Geschichten kunstvoll verschachtelt. Und weil es mittlerweile eine Art Archiv gibt, in dem sich die Regisseure bedienen können, greift der Autor regelmäßig auf ältere Handlungselemente zurück. In „Tödliche Heimkehr“ gibt es auf diese Weise ein Wiedersehen mit Tanja Bartko (Nadja Uhl), deren Mann vor vielen Jahren von ihrem Vater erschlagen worden ist („Der Tote im Spreewald“, 2009). Mittlerweile hat Tanja einen neuen Lebensgefährten, Holger, (Matthias Lier), und als der erfährt, dass sie ein Grundstück in bester Lage geerbt hat, entwirft er einen kühnen Plan: Er will mitten im Spreewald ein Wellness-Resort errichten.

Das klingt erst mal nicht sonderlich aufregend, aber dank Kirchners raffinierter Drehbücher ist ein „Spreewaldkrimi“ selbst dann noch ein besonderer Film, wenn die Handlung üblichen Gepflogenheiten zu entsprechen scheint. „Tödliche Heimkehr“ beginnt zwar klassisch mit einer Leiche, aber damit enden die Parallelen zum herkömmlichen Krimi fast schon: Hauptkommissar Fichte (Thorsten Merten) nimmt spätabends den Notruf eines offenbar schwer verletzten Mannes entgegen. Seine letzten Worte sind „Tanja Bartko“. Für Fichte ist klar, wer den Anrufer auf dem Gewissen hat. Am nächsten Tag wird die Leiche in einem Wehr gefunden. Der Tote ist der Anwalt von Tanja und Holger; aber welchen Grund sollte sie haben, ihn zu töten? Für Kriminalrat Krüger (Christian Redl) steht die Unschuld der Frau ohnehin außer Frage; er hat sie schon immer sehr gemocht.

Das ganze Bild gibts erst am Schluss

Bei Kirchners Konzepten sind die Geschichten zwar nicht gerade zweitrangig, aber es sind vor allem die vielen Zeitsprünge, die einen großen Anteil an der Faszination der Spreewaldkrimis haben. Die Kunst des Autors besteht darin, die Rückblenden meist nur die halbe Wahrheit erzählen zu lassen; das ganze Bild ergibt sich oft erst am Schluss, wenn die gleichen Momente aus anderer Perspektive gezeigt werden und dadurch eine neue Bedeutung erfahren; oder wenn sich Buch und Regie zunächst bloß auf einen Ausschnitt beschränken und sich später rausstellt, dass die Szene noch weitergeht.

Regisseur Jan Fehse ist ein äußerst gefragter Kameramann und hat bislang nicht mal eine Handvoll Filme inszeniert, was bei seinem ersten „Spreewaldkrimi“ aber nicht eine Sekunde lang zu spüren ist. Der Film zeichnet sich nicht zuletzt durch seine Sorgfalt im Detail aus: Der Titel spiegelt sich im Wasser, die Übergänge sind liebevoll gestaltet, und in der Welt des sehr gut geführten kleinen Daniel (Elias Martini) tummelt sich immer wieder und unaufdringlich als Spezialeffekt integriert der Drache Plon aus der sorbischen Sagenwelt.

Trotzdem lebt auch dieser Film letztlich von den Figuren und ihren Darstellern. Christian Redl hat seinen Krüger ohnehin stets so verkörpert, als sei der Polizist nicht ganz von dieser Welt, zumal er scheinbar zwischen den Zeiten wandeln kann; nach der Nahtod-Erfahrung wirkt er noch entrückter.

Umso anrührender ist sein inneres Leuchten, wenn er Tanja begegnet. Nadja Uhl wiederum kostet die ganze Bandbreite ihrer Rolle aus: in den Rückblenden von großer Lebensfreude über tiefe Melancholie bis hin zu purer Verachtung; in der Gegenwart ungemein zerbrechlich. Die Wahrheit und die Freiheit, heißt es mal, hätten viele Gesichter; für Uhl gilt das nicht minder. Tilmann P. Gangloff
„Spreewaldkrimi: Tödliche Heimkehr“, Montag, ZDF, 20 Uhr 15

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