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Medien: Fernseh-Moderation: Deutschland steht auf

Bislang galt die Verabredung: Der Fernsehmoderator sitzt im Studio, der Fernsehzuschauer sitzt im Sessel. Doch langsam kommt Bewegung in die Sache.

Bislang galt die Verabredung: Der Fernsehmoderator sitzt im Studio, der Fernsehzuschauer sitzt im Sessel. Doch langsam kommt Bewegung in die Sache. Immer mehr Moderatoren der Fernsehmagazine erheben sich und stellen sich an Pulte; die jüngeren schreiten auch gerne mal dynamisch durch die Kulisse. Die Fernseh-Evolution scheint eine Frage der Generation und des Geschlechtes. Frauen stehen öfter als Männer, junge Frauen sowieso. Ein Klaus Bednarz hingegen sitzt seit Dezember 1983 im "Monitor"-Studio. Ein Mann ohne Unterleib, in regungsloser Haltung, jedoch mit der ganzen Wucht des breiten Oberkörpers, des Titanen-Kopfes. Moderatoren wie Bednarz lassen das Wort wirken, ganz nahe kleben sie mit ihrem Gesicht am Bildschirm. Unwillkürlich lehnt sich der Zuschauer zurück. Werden Magazine überarbeitet oder wechseln die Moderatoren, dann werden zuerst der Schreibtisch und der Stuhl aus dem Studio getragen. Sonia Mikich, die ab 2002 "Monitor" präsentieren wird, überlegt sich, den Schwung ihrer wechselnden Korrespondenten-Stellen mit ins Kölner Studio zu nehmen. Die stehende Moderation wäre eine wirkliche und vielleicht die einzige "Monitor"-Revolution. Das "Frontal"-Duo Hauser/Kienzle und ihr ZDF-Doppelschreibtisch wurden vor zwei Monaten von "Frontal 21"-Solisten Theo Koll und einem Stehpult abgelöst. Was aber macht Koll? Er wirkt so unbewegt wie seine Anlehne. Wir lernen: Man kann auch im Stehen sitzen. Mensch, Theo! Der Trend geht zur Ganzkörper-Moderation. Wer steht, kann freier reden, weil im Sitzen das Zwerchfell eingeklemmt wird. Und der Zuschauer? Wenn Fernseh-Deutschland aufsteht, darf er nicht sitzenbleiben.

jbh

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