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Woll

© Pro7

Fernsehfilm: Chefin zum Verlieben

Felicitas Wolls erste Rolle nach der Babypause: "Zwei Wochen Chef" ist nicht nur erstaunlich züchtig, sondern fast schon erwachsen.

Als ihre Filiale geschlossen werden soll, will Verkäuferin Sara (Felicitas Woll) „denen da oben“ mal so richtig die Meinung sagen. Aber dann macht sie plötzlich Karriere: Ausgerechnet der hartgesottene Finanzvorstand David Karp (Torben Liebrecht), der indirekt für Saras Rausschmiss verantwortlich ist, hält sie für eine Koryphäe im „Business Development“. Deshalb soll Sara die Modefirma Imperial wieder flottmachen. Zunächst klopft Sara bloß Sprüche („Der Fisch stinkt vom Kopf her“), aber dann erkennt sie, dass bei Imperial tatsächlich einiges im Argen liegt: Ein Vorstandsmitglied betreibt hier buchstäblich Etikettenschwindel und lässt billigsten Zwirn zu vermeintlich edler Ware verarbeiten. Der dafür Verantwortliche schaut natürlich nicht tatenlos zu, wie Sara ihm auf die Schliche kommt. Immerhin, Karp ist es nicht. Das wäre auch schade, schließlich fühlen sich beide alsbald zueinander hingezogen, obwohl der hübsche, zunächst aber schnöselige Karp bei Produktmanagerin Julia (Tatjana Alexander) in festen Händen zu sein scheint und Sara anfangs für eine echte Heimsuchung hält.

Die Geschichte von „Zwei Wochen Chef“ ist nicht neu, aber hübsch erzählt – und wie so oft geht es in den Filmen von Pro 7 um das eine: Dieser Film ist aber nicht nur erstaunlich züchtig, sondern fast schon erwachsen. Das Drehbuch von Carolin Hecht erzählt eine lupenreine Sozialkomödie, die stellenweise verblüffende Ähnlichkeiten zu dem im Frühjahr gezeigten Sat-1-Film „Kein Geld der Welt“ hat. Damals war es eine Schuhverkäuferin (Stefanie Stappenbeck), die unfreiwillig in die Welt der Reichen und Schönen aufstieg und die Discountkette vom Kopf auf die Füße stellte. Auch die Inszenierung (Annette Ernst) ist bedeutend bedächtiger, als man es von ProSieben gewohnt ist.

All das aber spricht nicht gegen den Film, zumal einige nette Slapstickszenen für Vergnügen sorgen: So knallt Sara bei einem Geschäftstermin auf dem Golfplatz ausgerechnet dem größten Gläubiger von Imperial zielsicher einen Ball an den Kopf und will gar nicht einsehen, dass sich der Mann unter „Einlochen“ etwas ganz anderes vorgestellt hat. Es gibt die üblichen Missverständnisse, und selbstredend gerät die Liebe in Gefahr, als Saras Schwindel auffliegt. Die Dialoge haben mitunter Sitcom-Qualität, doch ansonsten ist die Komödie beinahe zahm. Würde man dem Lustspiel das ZDF-Etikett „Fernsehfilm der Woche“ verpassen, niemand könnte sich beschweren. Kein Wunder, Produzenten sind schließlich Wiedemann & Berg („Das Leben der Anderen“, „Inferno“). Wer genau hinschaut, wird sie auch im Film entdecken: Das Bankhaus, bei dem Sara und Karp wegen einer Erhöhung des Kredits vorstellig werden, heißt genauso wie ihre Firma.

„Zwei Wochen Chef“, Pro Sieben, 20 Uhr 15

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