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Medien: Fischer-Chöre

Es folgt ein kleines Rätsel für Freunde des guten Films. Wir nennen Ihnen ein Zitat, und Sie raten, welcher Regisseur diesen schönen Satz über welchen Hauptdarsteller gesagt hat.

Es folgt ein kleines Rätsel für Freunde des guten Films. Wir nennen Ihnen ein Zitat, und Sie raten, welcher Regisseur diesen schönen Satz über welchen Hauptdarsteller gesagt hat. Das Zitat: „Der Mann ist nicht einfach, aber ich bin es ja auch nicht.“ Francis Ford Coppola über Marlon Brando? Werner Herzog über Klaus Kinski? Loriot über Loriot?

Alles falsch. Es geht um unseren Außenminister. Der Satz stammt allerdings nicht, wie man vermuten könnte, vom Regisseur des Bundestags-TV, der Joschka Fischer bei seinem Auftritt vor dem Visa-Untersuchungsausschuss abfilmen musste. Der Mann aus dem Bundestag fand eher Otto Schily schwierig, weil der ja bekanntlich die Sendezeit schlimmer überzog als Tommy Gottschalk.

Nein, wir sprechen von einem Filmkünstler, der schon mal einen Oscar gewonnen hat – für einen Kurzfilm. Sein Name: Pepe Danquart. Sein bisher bekanntester Film heißt „Höllentour“, und im Zusammenhang mit Fischer könnte man denken, dass er diesen auf einer seiner legendären Wahlkampfreisen im Tourbus begleitet hat. Stimmt aber nicht, denn die „Höllentour“ beschreibt die Leiden einiger Radprofis bei der Tour de France.

Danquart hat für die Grünen vier Wahlwerbespots mit Joschka Fischer gedreht. Er legt Wert auf die Feststellung, dass er die Arbeit nicht als schnöde Brotarbeit betrachtet hat. Es sei eine „ganz klare Entscheidung" gewesen, politisch Stellung zu beziehen: „Ich habe große Achtung vor Joschka Fischer, den ich in seiner Ernsthaftigkeit erleben konnte.“

Drei der vier TV-Spots spannen allerdings einen eher zu Späßen aufgelegten Joschka mit einem momentan deutlich dickeren Fischer zusammen, mit dem „Bullen von Tölz“ – gleichsam die Kurzfilm-Variante der Fischer-Chöre. Die drei Sketche sind leidlich lustig, spielen mit den gängigen Klischees zu Franz-Josef Strauß, Helmut Kohl und bayerischen Grantlern – und sind nahezu gänzlich frei von politischen Inhalten.

Der vierte Spot – ohne Ottfried Fischer – zeigt dann den anderen Fischer in seiner brutalstmöglichen Ernsthaftigkeit. Er lässt seinen schwermütigen Blick über eine windradfreie Alm schweifen und memoriert mit Grabesstimme Erfolge grüner Politik. Nicht so gefährlich wie Brando, nicht so irre wie Kinski, nicht so lustig wie Loriot – eben irgendwie nicht so einfach.

Michael Geffken

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