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Medien: Gefährliche Partnerschaft

Von Joachim Huber Es sollte, nach der Fußball–WM, das größte Fernseh-Sport-Ereignis des Jahres werden. Doch nach dem mutmaßlichen Doping-Fall Jan Ullrich droht die Tour de France in ein schiefes Licht zu geraten – und mit ihr einer der Fernsehsender, der möglichst spektakulär und störungsfrei vom Profi-Radfahren durchs schöne Frankreich berichten möchte: das Erste.

Von Joachim Huber

Es sollte, nach der Fußball–WM, das größte Fernseh-Sport-Ereignis des Jahres werden. Doch nach dem mutmaßlichen Doping-Fall Jan Ullrich droht die Tour de France in ein schiefes Licht zu geraten – und mit ihr einer der Fernsehsender, der möglichst spektakulär und störungsfrei vom Profi-Radfahren durchs schöne Frankreich berichten möchte: das Erste. Immerhin wird Ullrichs Team Telekom von der ARD gesponsort. So was könnte man auch einen Interessenskonflikt nennen. Das sei alles kein Problem, sagt ARD-Sportkoordinator Hagen Boßdorf. „Wir werden weiter zweigleisig fahren.“ Zweigleisig heißt für die ARD: Da ist der mögliche Doping-Fall des Radsportlers Jan Ullrich, da ist andererseits die Tour de France. Zwei Ebenen, die sich nach dem Willen der ARD möglichst nicht überschneiden sollen. Ullrich stellt sich am Sonnabend der Presse. Das Erste überträgt ab 9 Uhr 30 aus Frankfurt/Main. Die 89. Tour de France startet mit einem Prolog in Luxemburg (ZDF, ab 17 Uhr).

Der Sportkoordinator und Tour-Berichterstatter Boßdorf sagt, „es gibt keinen Dopingfall bei der Tour de France. Deswegen können wir uns auf das Sportliche konzentrieren.“ Aber es gibt den Fall, den möglicherweise tiefen Fall des Rad-Stars Jan Ullrich. Laut Boßdorf hat dieser Fall seine eigene Dramaturgie. Aus der für heute angesetzten Pressekonferenz zieht der ARD-Journalist den Schluss, dass „alle Beteiligten an einer raschen Klärung interessiert sind. Keiner spielt auf Zeit.“ Auch nicht die ARD, die Sponsor und Marketingpartner des Ullrich-Teams Telekom ist. Sollte nach der A-Probe auch die B-Probe positiv ausfallen, wird Ullrich vom Sportgericht des Bundes Deutscher Radfahrer wohl für ein halbes Jahr gesperrt.

Dann ist der Doping-Fall da, „auch wenn Ullrich die Amphetamine nicht zur Manipulation seiner sportlichen Leistung eingenommen haben sollte“. Jan Ullrich, der den Tour-Start längst abgesagt hatte, ist nicht im Training, sondern in der Rehabilitation nach einer Knie-Operation. Das Sportgericht wird nicht nach Beweggründen für die Einnahme fragen. Amphetamine stehen auf dem Index.

Aber was wird aus dem Vertrag der ARD mit der Telekom, wenn sich der Doping- Fund des Telekom-Stars auch in der B-Probe bestätigt? Nach dem Urteil des Sportgerichts müsse sich erst die Telekom verhalten, betont Boßdorf, danach sei die ARD an der Reihe. „Das wird eine Angelegenheit der Justitiare und der ARD-Intendanten.“ Die ARD könne den Vertrag mit der Telekom nur mit dem Befund Doping kündigen, „alles andere ist juristisch nicht haltbar und eigentlich auch rufschädigend“. Zudem gebe es keine Sippenhaft für das gesamte Team Telekom, sondern „nur den Einzelfall Jan Ullrich“. Trennt sich das Team Telekom von diesem Fahrer, dann trennt sich die ARD noch lange nicht vom Team Telekom.

Mit der Erkenntnis, „die Tour hat keinen Dopingfall“, hat sich Hagen Boßdorf am Freitag aus der ARD-Sportkoordination in München Richtung Tour-Tross verabschiedet. Er ist zuversichtlich, dass auch ohne Ullrich gute Einschaltquoten zu holen sein werden: „Bei den Flachetappen zwei bis drei Millionen Zuschauer, in den Bergen bis zu fünf Millionen.“ Bei der zweiten Etappe am Montag, von Luxemburg nach Saarbrücken, hat die ARD laut Boßdorf mit dem Veranstalter einen früheren Startpunkt vereinbart, damit Sieger und Feld bis zum Ende der Übertragung um 18 Uhr im Ersten auch sicher an den ARD-Kameras vorbeifahren.

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