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Ausgezeichnet: die App der Tagesschau

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Update

Grimme Online Award: Tagesschau-App erhält Publikumspreis

Das Grimme-Institut hat acht Webangebote prämiert, darunter ein Blog zur Zukunft der Mobilität, ein Projekt über Lobbyismus und ein Reportageformat über Menschen aus Berlin.

Die Entscheidung sorgte für Aufsehen. Bei der Verleihung der Grimme Online Awards erhielt die von Verlegern höchst umstrittene „Tagesschau“-App den Publikumspreis. Offensichtlich sind die Kriterien von Nutzern und Experten verschieden. Insgesamt acht Websites erhielten den Preis, der herausragende publizistische Qualität im Netz würdigt. Prämiert wurden in der Kategorie Information das Online-Magazin „MiGAZIN“ und das Weblog „Zukunft Mobilität“. Die Preise in der Kategorie „Wissen und Bildung“ erhielten die Arte-Produktion „Amazonien“, die Website „Lobbypedia“ und der Youtube-Kanal „MusikTraining“. In der Kategorie Unterhaltung und Kultur wurden die zwei Video-Formate „berlinfolgen“ und „140 Sekunden“ ausgezeichnet. Letzteres erzählt die Geschichten hinter bekannten Twitter-Profilen. Etwa dem der Deutschen Bahn. Ähnlich wie der Kurznachrichtendienst mit seinen maximal 140 Zeichen beschränkt sich auch die Video-Reihe, in diesem Fall auf eine Länge von 140 Sekunden. Entwickelt hat sie Tim Klimeš, der auch für den Tagesspiegel schreibt. Das Tonspuren-Projekt „Memory Loops“ erhielt den Preis der Kategorie Spezial.
In ihrem Statement lobte die Jury die hohe Qualität und Vielfalt des Angebotes: „Themen werden im Internet anders erzählt, anders präsentiert, die Leserschaft wird anders beteiligt“. Dabei kristalisiere sich „eine neue Strömung heraus, die verstärkt einen Protagonisten in den Mittelpunkt stellt: den Menschen.“ Etwa Henning Vierck. Er betreut den Comenius-Garten in Neukölln, den er selber „Paradies“ nennt. Damit ist er nun Protagonist einer von inzwischen 66 „berlinfolgen“. Die Serie ist eine Koproduktion der „taz“ und des Produktionsstudios „2470media“. In einer Mischung aus Diashow und Videofilm erzählt jede Woche ein Berliner Bürger Geschichten aus ihrem Alltag. Sie heißen „der Fahrraddoktor“, „die Modeschöpferin“ oder „das Spätipaar“ und ergeben ein großes Bild des Lebens in der Hauptstadt. Wer sich für die Reportage-Arbeit interessiert, kann in einem „berlinfolgen-Workshop“ die Grundlagen des Umgangs mit Kamera und Gesprächspartnern lernen.
„Memory Loops“ fordert den Nutzer auf andere Weise. Über 475 Tonspuren dokumentieren Täter- und Opferschicksale der NS-Zeit. Historische Texte wurden neu eingesprochen und auf einer virtuellen Stadtkarte Münchens verortet. Die Hörstücke sind den Adressen zugeordnet, in denen sich die Protagonisten befinden. Etwa „Maximilianstraße 11“ oder „Karolinenplatz 5“. Die Jury bezeichnet „Memory Loops“ in der Urteilsbegründung als „digitales Kunstwerk“. Das endet nicht im Internet. Mit Hilfe eines Smartphones, einer App und einer GPS-Verbindung lassen sich in München die realen Schauplätze aufsuchen und die passenden Tonspuren hören. Nico Schmidt

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