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Im RADIO: Die Hörfunk-Woche im Blick von Tom Peuckert.

Eine Berliner Immobilie als Falle und andere Denkwürdigkeiten im Radio.

Vor 150 Jahren sitzt der Bankier Wilhelm Conrad in einem Gasthof an der Königstraße, nahe dem Wannsee. Vor seinen Augen nur Wald und dieser prächtige See. Conrad hat eine Vision. Er kauft den Gasthof plus 300 Morgen Heideland, lässt alles parzellieren und wird zum Begründer der nobelsten Villenkolonie Berlins. Katharina Palms Lange Radionacht „Gebt mir Sand, Wasser und Gold“ erzählt über die einstige Kolonie Alsen, aus der später die Gemeinde Wannsee wird. Paradies für Reiche, Ferienidyll für alle, Berliner Mythos. Spannende Geschichten über Geld, Politik, Prominenz und Bauwut (Deutschlandradio Kultur, 3. August, ab 0 Uhr 05, UKW 89,6 MHz)

Seit den Gründerjahren der deutschen Kernforschung wurde im sächsischen Erzgebirge Uran gefördert. Während des Kalten Krieges deckte die russische Atomrüstung hier ihren Bedarf. „Die Jagd nach Yellow Cake“ heißt Alexa Hennings Feature, das an die Orte des einstigen Uranbergbaus führt. In zwei Tonnen Erz steckte ein Kilo Atombrennstoff. Eine wilde, gefährliche und trotzdem schöne Zeit, erzählen Bergleute, die überlebt haben. Eine Naturkatastrophe ohnegleichen, sagen jene, die heute gegen die giftigen Hinterlassenschaften der Uranförderung ankämpfen (Deutschlandradio Kultur, 3. August, 18 Uhr 05).

In Paul Plampers preisgekröntem Hörspiel „Der Kauf“ geht es um eine äußerst begehrenswerte Eigentumswohnung in der Hauptstadt . Wasserlage, unverbaubarer Blick über die City, traumhafte Ausstattung. Zwei Mal wechselt die Wohnung ihren Besitzer, jeder Kauf ist ein Kampf. Raffiniert erzählt Autor Plamper seine Geschichte rückwärts, enthüllt Leben und Lügen, Träume und Wahn der Hauptfiguren. Eine Immobilie als Utopie und Falle, die Berliner Gentrifizierung als sublimes Psychodrama (Deutschlandfunk, 3. August, 20 Uhr 05, UKW 97,7 MHz).

Der sogenannte Kulturschaffende gilt allgemein als beneidenswert. Er kann sich selbst verwirklichen, darf kreativ sein, wird eines Tages vielleicht reich und berühmt. Florian Felix Weyhs Feature „Die Kulturflüchter“ erzählt von Menschen, die trotzdem ausgestiegen sind. Statt Bühne nun die eigene Kneipe, statt Malerei ein solides Handwerk, statt Dramaturgie der sichere Job in der Verwaltung. Sind die Kulturflüchter allesamt Gescheiterte? Oder eher Leute, die irgendwann vernünftig geworden sind? (Deutschlandfunk, 4. August, 18 Uhr 30)

Das „Feuchte Eck“ ist eine Kneipe in Neukölln. Vor der Tür tobt die Gentrifizierung, drinnen herrscht Urberliner Ton. Am Tresen klönen Barfrau Marianne, Freudenmädchen Jule und Putzkraft Miezeken, dazu werden reichlich Schnäpperken genossen. Ab und zu singen die Damen auch Lieder, die der Berliner einst „Gassenhauer“ nannte. In zehn amüsanten Kurzhörspielen kalauern Inka Löwendorf, Britta Steffenhagen und Julia von Schacky als „Die Rixdorfer Perlen“ über Berliner Probleme im Allgemeinen und den Neuköllner Wahnsinn im Speziellen (Kulturradio vom RBB, ab 5. August, Montag bis Freitag, 14 Uhr 10, UKW 92,4 MHz).

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