zum Hauptinhalt

Im RADIO: Schädlinge in New York

Tom Peuckert verrät, was Sie nicht verpassen sollten

Vor einem halben Jahrhundert flog die Sputnik I in den Weltraum. Zum ersten Mal hatte der Mensch das Schwerefeld der Erde überwunden. „Das Defilee der toten Astronauten“ lässt die kurze, aber dramatische Geschichte der Raumfahrt Revue passieren. Dies geschieht mit viel surrealer Ironie: Der Autor Bernd Schuh hat sein Feature als Livesendung von einer kollabierenden Marsstation der Zukunft konzipiert. Die Astronauten sind von jeder Verbindung zum Mutterplaneten abgeschnitten, und jetzt erklärt ihnen der schon halb zerstörte Bordcomputer noch einmal, wie alles angefangen hat (Deutschlandfunk, 3. Oktober, 10 Uhr 05, UKW 97,7 MHz).

In „Trost, Trauer, Zorn“ stellt Hans-Jürgen Heinrichs drei neue philosophische Bücher vor, die menschliche Gefühlswelten und ihre kulturgeschichtliche Bedeutung darstellen. Peter Sloterdijk hat ein Werk über den Zorn als Triebkraft der Geschichte vorgelegt, George Steiner über die ewige Melancholie des Denkens geschrieben und Hans Blumenberg Trost als Ziel von Religion und Psychotherapie identifiziert. Heinrichs nimmt die Texte zum Anlass, um über den emotionalen Konservatismus des Menschen in einer sich modernisierenden Welt nachzudenken (Deutschlandradio Kultur, 4. Oktober, 19 Uhr 30, UKW 89,6 MHz).

Alle Jahre wieder, wenn Deutschland seine Wiedervereinigung feiert, rückt eine vergessene Spezies ins Licht der Öffentlichkeit: Was ist eigentlich aus den ostdeutschen Intellektuellen geworden, fragt es im Mediendschungel, den Wortführern der sogenannten Wende, die damals vor den Kameras standen, obwohl auf der Straße eher die schiere Masse entschied. Für ihr Feature „Die Erfahrung des Scheiterns“ haben Gordon Florenkowsky und Hannah Röttele prominente und weniger prominente Intellektuelle aus Ostdeutschland vors Mikrofon geholt und zu ihren gesamtdeutschen Lebenserfahrungen befragt (Deutschlandfunk, 5. Oktober, 19 Uhr 15).

Vor gut 20 Jahren fand in Chicago der erste Poetry Slam statt. Weil ihm orthodoxe Dichterlesungen zu langweilig waren, erfand ein dichtender Bauarbeiter namens Marc Kelly damit ein neues Veranstaltungsformat, das von Chicago aus die ganze Welt eroberte. Beim Slam tritt der Dichter zum Wettkampf auf die Bühne, fast alles, was sich mit Stimme, Körper und Sprache anstellen lässt, ist ihm erlaubt, am Ende entscheidet der Applaus des Publikums. 1994 gab es den ersten Slam in Deutschland, drei Jahre später schon eine nationale Meisterschaft. In ihrer Langen Nacht „Die Verse tanzen wieder“ erzählen Almut Schnerring und Sascha Verlan über zwei Jahrzehnte kämpferischer Poesie. Natürlich mit vielen O-Tönen aus den lyrischen Arenen (Deutschlandradio Kultur, 6. Oktober, ab 0 Uhr 05).

Beim Deutschlandradio kommt der Krimi jetzt am Montag. Zur Premiere empfängt ein Mann namens Bob Dillon – mit einem „i“ und zwei „l“ – auf dem neuen Sendeplatz. Dillon arbeitet als Schädlingsbekämpfer in New York, und sein Lebenstraum ist ökologisch unbedenkliche Kammerjägerei. Aber dann spielt der Zufall verrückt. Man hält Dillon für einen furchtbar gefährlichen Mann; die einen wollen ihn als Auftragsmörder engagieren, von anderen wird er aus allen Rohren beschossen. Bob Dillon würde den Tag nicht überleben, stünden höherer Zufall und absurdes Missverständnis nicht weiterhin auf seiner Seite. In Bill Fitzhughs turbulenter Krimikomödie „Der Kammerjäger“ triumphiert ein Weichei über die härtesten Männer, weil alle Verwechslungen am Ende zu Bobs Gunsten ausgehen (Deutschlandradio Kultur, 8. Oktober, 21 Uhr 33).

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false