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WDR-Nachttalker Jürgen Domian wird mit dem Robert-Geisendörfer-Preis ausgezeichnet.

© dpa

Jürgen Domian erhält Robert-Geisendörfer-Preis: "Interviews haben mich demütig gemacht"

Jede Nacht wird er mit viel Leid konfrontiert, sagt WDR-Talker Jürgen Domian. Für seinen "Dienst am Nächsten" wird er nun ausgezeichnet.

Der WDR-Nachttalker Jürgen Domian erhält in diesem Jahr den Sonderpreis der Jury des Robert-Geisendörfer-Preises. Die Jury würdigt mit der nicht dotierten Auszeichnung „das vertraute Gesicht und die verlässliche Stimme, die da ist, wenn die Nacht vor lauter Kummer zu schwer wird“, wie die Evangelische Kirche in Deutschland am Dienstag in Hannover mitteilte. Das sei „Dienst am Nächsten und damit preiswürdig“. Domian ist seit 20 Jahren Gastgeber der gleichnamigen WDR-Sendung, in der Zuhörer nachts anrufen können. Sie läuft im Radio und im Fernsehen.

Mehr als 20.000 Interviews mit Ratsuchenden hätten ihn „vor allem demütig gemacht", sagte Domian, der Ende 2016 seine Sendung abgeben wird.

Domian erwägt Wechsel ins Fernsehen

Die Nachtarbeit zehre an ihm und falle ihm schwerer als früher, sagte der 57-Jährige. Was nach der Call-in-Sendung komme, wisse er noch nicht. Aber er könne sich gut vorstellen, eine Talkshow zu moderieren, mit ganz normalen Studiogästen und ohne Promis, sagt Domian. Er liebäugelt mit einem Wechsel ins Fernsehen: „Nach 20 Jahren am Telefon würde ich meine Gesprächspartner gern auch mal sehen.“

"Jede Nacht mit viel Leid konfrontiert"

Er werde jede Nacht mit so viel Leid und so vielen erschütternden Geschichten konfrontiert, dass das seine eigenen Probleme sehr relativiere, sagte Domian. „Das macht einem klar, wie gut man es hat.“ Sein Menschenbild habe sich in all den Jahren allerdings verändert, räumt er ein. „Ich habe in so viele Abgründe geschaut, dass sich das doch ins Negative verschoben hat.“ Das werde aber aufgefangen durch die „vielen wahnsinnig couragierten, mutigen Leute“ unter seinen Anrufern. Den Geisendörfer-Preis bezeichnete Domian laut WDR als „große Ehre“ und „tolle Anerkennung unserer langjährigen Arbeit“.

Der Robert-Geisendörfer-Preis wird seit 1983 jährlich im Gedenken an den christlichen Publizisten Robert Geisendörfer verliehen. Mit dem Medienpreis zeichnet die evangelische Kirche Hörfunk- und Fernsehsendungen aus allen Programmsparten aus, die das persönliche und soziale Verantwortungsbewusstsein stärken und zur gegenseitigen Achtung der Geschlechter beitragen. Die Verleihung findet am 18. September in Berlin statt. Tsp/epd

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