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Ausschnitt aus dem Kinoposter zu „Der junge Häuptling Winnetou“.

© LEONINE Studios/LEONINE Studios/obs

Ravensburger nimmt „Winnetou“-Kinderbücher vom Markt: Karl-May-Experte kritisiert Entscheidung des Verlags

Nach Kritik wegen kultureller Aneignung hat Ravensburger den Verkauf von „Der junge Häuptling Winnetou“ gestoppt – und wird für diese Entscheidung kritisiert.

Am 11. August startete der an ein junges Publikum gerichtete Film „Der junge Häuptling Winnetou“ in den Kinos. Begleitend dazu veröffentlichte der Verlag Ravensburger am 1. August die „Winnetou“-Kinderbücher „Das Buch zum Film“ und „Das Erstlesebuch zum Film“ – und nahm sie nun aber schon wieder aus dem Programm.

Auf Instagram wurde der Geschichte von Nutzer:innen vorgeworfen, rassistisch zu sein. Auch der Vorwurf einer kulturellen Aneignung wurde erhoben. Darunter wird verstanden, dass sich Menschen einer Kultur bedienen, die nicht ihre eigene ist.

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Auf Kritik stößt dieser Vorgang insbesondere dann, wenn die Kultur einer Minderheit betroffen ist und diese kommerzialisiert wird – so wie es der deutsche Schriftsteller Karl May tat, der über den fiktiven Häuptling der Mescalero-Apachen schrieb.

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Karl-May-Experte Andreas Brenne kritisiert die Entscheidung des Verlages in der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. „Ich halte es für nicht richtig, ein solches Buch nur aufgrund eines Shitstorms aus dem Verkehr zu ziehen“, sagte Brenne, der als Professor für Kunstpädagogik und Kunstdidaktik an der Universität Potsdam wirkt und in der Karl-May-Gesellschaft an Programmfragen mitarbeitet.

Ravensburger habe falsch reagiert

Der Verlag hätte sich vor diesem Schritt von Experten für das Werk Karl Mays und das Genre des Kinder- und Jugendbuches beraten lassen sollen.

In einem aktualisierten Instagram-Post, der ursprünglich zur Bewerbung der Bücher gedacht war, schreibt Ravensburger: „Wir danken Euch für Eure Kritik. Euer Feedback hat uns deutlich gezeigt, dass wir mit den Winnetou-Titeln die Gefühle anderer verletzt haben.“ Zuvor habe es „viele negative Rückmeldungen“ gegeben.

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Nach Brennes Worten ist das Buch unbedenklich, weil ja schon in einer Vorbemerkung klargestellt werde, dass es als fiktive Geschichte und nicht als sachgerechte Darstellung des Lebens indigener Völker zu verstehen sei.

Entscheidung der Marketingabteilung?

„Hier hat wohl die Angst der Marketingabteilung des Verlages, das Haus könne in Verruf kommen, das Vorgehen diktiert“, analysierte Brenne.

[Lesen Sie auch: Gesichtstätowierungen im Hip-Hop: Individueller Ausdruck oder kulturelle Aneignung? (T+)]

Brenne nimmt Karl May in Schutz

Der Wissenschaftler warnte davor, den Vorwurf der falschen kulturellen Aneignung unreflektiert zu generalisieren. „Schon das Verkleiden als Indianer gilt dann als rassistischer Akt“, kritisierte Brenne, der zugleich Karl May (1842-1912) selbst gegen den Vorwurf des Rassismus und Kolonialismus in Schutz nahm.

Der Vorwurf gegen den Klassiker der Wildwestliteratur, er habe den Völkermord an den indigenen Völkern Nordamerikas ignoriert, sei falsch. In den 1893 publizierten Winnetou-Romanen werde das ja gerade geschildert.

„Das ist ja gerade ein zentrales Motiv bei Karl May“, präzisierte Brenne, der im März 2023 an der Universität Potsdam eine Fachtagung zum Thema Karl May und kulturelle Aneignung ausrichtet. (mit KNA)

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