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Katholische Medien: Zum 60. Geburtstag droht der „Funkkorrespondenz“ das Aus

Die Deutsche Bischofskonferenz will den Branchendienst einstellen. Doch die "Funkkorrespondenz" hat namhafte Fürsprecher von Dagmar Reim über Volker Herres bis zu Norbert Schneider und Lutz Hachmeister. Warum die Einstellung eine "Torheit" wäre.

Es ist noch kein Jahr her, dass mit hehren Worten das Katholische Medienhaus in Bonn eingeweiht wurde. Es vereint unter anderem die Redaktionen der Katholischen Nachrichten-Agentur, von katholisch.de, „Christ & Welt“, Filmdienst und den Branchendienst „Funkkorrespondenz“ unter einem Dach. Doch jetzt erwägt die Deutsche Bischofskonferenz, die renommierte „Funkkorrespondenz“ (FK) zu deren 60. Geburtstag abzuwickeln. Seitdem schlagen die Wellen hoch.

Auf Twitter werden Solidaradressen gepostet, die Branche reagiert mit Unverständnis. Dagmar Reim, Intendantin des RBB und ehemaliges Mitglied der publizistischen Kommission der Deutschen Bischofskonferenz, hält die „FK“ „im deutschen Medienjournalismus für einzigartig und daher unverzichtbar“. „Sie sammelt Fakten, die andere leicht übersehen. Vor allem aber stellt sie immer wieder Zusammenhänge her, zeichnet das ganze Bild.“ ARD-Programmdirektor Volker Herres schätzt die „FK“ als „Plattform des kritischen Diskurses, zuverlässig und hintergründig. Es wäre ein Verlust für die Branche und bedauerlich, wenn diese Korrespondenz verloren ginge.“

Schon vor zehn Jahren war die „FK“ von Abwicklung bedroht. Damals konnte durch große Einsparungen die Schließung abgewendet werden. Deshalb bleibt Norbert Schneider, ehemaliger Chef der Landesmedienanstalt NRW, vorerst optimistisch und bezeichnet die Pläne als „Torheit“: „Preiswertes und preiswürdiges kirchliches Handeln würde einem finanziellen Engpass geopfert. Ich kann mir mit Blick auf die immer- noch reiche katholische Kirche keine Notlage vorstellen, die das rechtfertigen könnte.“

Das Einsparpotenzial für die Kirche wäre gering. Nach Einschätzung von Branchenkennern handelt es sich um einen nicht einmal sechsstelligen Betrag pro Jahr, geradezu „Peanuts“, wenn man ihn mit den Kosten von 5,5 Millionen Euro für den neuen Bischofssitz in Limburg vergleicht.

Dafür wäre der Imageschaden, den die Abwicklung bedeuten würde, umso größer. Der puristisch gestaltete, 32-seitige Dienst, der wöchentlich von zwei Redakteuren und einem Redaktionsassistenten produziert und Sender, Universitäten, Landesmedienanstalten, Bibliotheken, kirchliche Organisationen und politische Institutionen zu seinen Abonnenten zählt, genießt erhebliche Reputation. Deshalb rät Lutz Hachmeister, Direktor des Instituts für Medien- und Kommunikationspolitik Berlin: „Wenn eine Institution wie die katholische Kirche in vielem von außen kritisiert wird, würde ich nicht bei den eigenen Produkten etwas angreifen, das, wie die ,Funkkorrespondenz‘, gerade bei den Meinungsführern Sympathie erzielt.“ Die Deutsche Bischofskonferenz hüllt sich auf Anfragen in Schweigen. Am Montag findet in Frankfurt/Main ein Treffen der deutschen Bischöfe mit den Intendanten von ARD und ZDF statt, bei dem auch die Zukunft der „FK“ auf der Tagesordnung steht. Sabine Sasse

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