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Landser

© Stephan Mosel/flickr

"Landser" glorifiziere die SS: Simon-Wiesenthal-Zentrum fordert Verbot

"Erlebnisberichte" nennt die Redaktion des "Landser" ihr Heftchen, das sie am Kiosk verkauft. Das soll aufhören, wenn es nach dem Simon-Wiesenthal-Zentrum geht. Der "Landser" glorifiziere den zweiten Weltkrieg und NS-Verbrecher, erklärte das Wiesenthal-Zentrum. Die Chancen für das Ansinnen sind gering.

Es ist noch nicht einmal ein Heft, eher ein Heftchen in der Anmutung eines Groschenromans, nur geht es darin nicht um Liebe. In pseudodokumentarischen Geschichten wird über den Zweiten Weltkrieg berichtet. „Tod an der Reichsgrenze“ ist das Thema der aktuellen Ausgabe: „Der erste Kampf auf deutschem Boden“. „Erlebnisberichte“ nennt die Redaktion des „Landser“ ganz harmlos das, was sie Woche für Woche für 1,95 Euro an den Kiosk bringt – allerdings nicht mehr lange, wenn es nach dem Simon-Wiesenthal-Zentrum (SWZ) geht.

Die jüdische Nicht-Regierungsorganisation mit Sitz in Los Angeles will den „Landser“, der im zur Bauer Media Group gehörenden Pabel-Moewig-Verlag erscheint, verbieten lassen. Das Heft glorifiziere den zweiten Weltkrieg und NS-Verbrecher, erklärte das SWZ am Mittwoch. Die Chancen auf Erfolg sind für das SWZ jedoch eher gering.

Seitdem das Heft 1957 zum ersten Mal erschienen ist, wurde es bereits mehrfach von der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien in Bonn geprüft. Zuletzt 1996 auf Antrag des Stadtjugendamtes Schwerin. Damals sah das Gremium keinen Grund zur Beanstandung. Die letzte Indizierung liegt fast 20 Jahre zurück, 1984 mit der Ausgabe „Kampf über den Wolken“. In den Jahren zuvor war der „Landser“ mehrfach indiziert worden, allerdings nur einzelne Ausgaben.

Der "Landser" porträtiert „Ritterkreuzträger“

Das SWZ will nun die ganze Reihe verbieten lassen und beruft sich auf eine Studie, die der Historiker Stefan Klemp im Auftrag der Organisation erstellt hat. Er hat sich insbesondere die zweite Seite des „Landser“ angesehen, auf der „Ritterkreuzträger“ porträtiert werden. „Kriegsverbrecher, Mitglieder der SS und der Wehrmacht, werden in diesem Format vorgestellt und als Ordensträger gefeiert. Ihre Taten werden dagegen verschwiegen“, sagt Klemp. Als Beispiel verweist er auf Hermann Fegelein, SS-Gruppenführer und Generalleutnant der Waffen-SS, der mit zahlreichen Kriegsverbrechen in Verbindung gebracht wird. „Es ist fraglich, ob es vertretbar und legal ist, diese Personen so zu porträtieren.“

Das SWZ ist in seinem Ton schärfer. „Der Landser“ würde mit solchen Porträts die an der Vernichtung der Juden im Zweiten Weltkrieg beteiligten Verbände der SS glorifizieren und das Dritte Reich „reinwaschen“, erklärte die Organisation. Sie hat sich deshalb an das Bundesinnen- und Bundesjustzministerium gewandt und fordert eine Untersuchung wegen möglicher Verstöße gegen Paragraf 86 des deutschen Strafgesetzbuchs. Dieser stellt die Verbreitung von Propaganda für verbotene Parteien oder Vereinigungen unter Strafe. Dazu gehören auch NS-Organisationen wie die SS. Das Justizministerium prüft derzeit das Anliegen des SWC. Bei der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien ist am Donnerstag noch kein Antrag eingegangen. Es kann immer nur dann Medien prüfen, wenn es von den dazu berechtigen Stellen wie Jugendämtern aufgefordert wird.

„Landser“-Chefredakteur Guntram Schulze-Wegener wollte sich am Donnerstag nicht zu den Vorwürfen äußern. Der Bauer-Verlag verteidigt die Reihe: „Alle Publikationen der Bauer Media Group stehen im Einklang mit den in Deutschland geltenden Gesetzen‘“, sagte eine Sprecherin. Der Verlag lege „größten Wert darauf, dass darin weder der Nationalsozialismus verherrlicht noch Naziverbrechen verharmlost werden.“ Zur Auflage und zur Leserschaft macht der Verlag keine Angaben.

Sozialwissenschaftler Klaus F. Geiger warf dem „Landser“ bereits 1974 vor, ein „gereinigtes Bild des deutschen Militärs“ zu vermitteln. Nach Klemps Studie hat sich daran bis heute offensichtlich nichts geändert.

Sonja Álvarez

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