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Rechte US-Medien wie das von Stephen Bannon gegründete „Breitbart“ sind bei Meinungen und Autoren weniger durchlässig als linke.

© Mary Schwalm/dpa

MEDIA Lab: Journalistische Filterblasen

Wie durchlässig sind die Grenzen von Nachrichtenportalen für politische Autoren? Das hat nun eine amerikanische Forschergruppe untersucht.

Selektive Mediennutzung ist in der politischen Kommunikation ein altbekanntes Phänomen. Nutzerinnen und Nutzer wenden sich vor allem Inhalten zu, die ihren Ansichten entsprechen und eine Bestätigung der eigenen politischen Position erwarten lassen. In Zeiten digitaler Medien und Nachrichtennutzung auf Portalen und in Sozialen Netzwerken spricht man auch von Filterblasen oder Echokammern, weil die algorithmische Nachrichtenauswahl und die Homogenität der Gruppe derjenigen, denen man dort folgt, den Effekt verstärken. Experten fürchten in diesem Zusammenhang einen mangelnden gesellschaftlichen Diskurs und eine zunehmende politische Polarisierung.

Inwieweit diese Abschottung entlang der politisch-ideologischen Einstellungen nicht nur für die Nutzung, sondern auch für die Produktion politischer Medieninhalte gilt, hat jetzt eine Studie in den USA untersucht. Eine Forschungsgruppe um Nick Hagar von der Northwestern University (Evanston, Illinois) hat für über 130 000 Beiträge der Jahre 2014 bis 2017 untersucht, ob und in welchem Ausmaß Autoren mehrfach für Nachrichtenportale mit unterschiedlicher politischer Positionierung tätig waren.

[Hagar, Nick, Johannes Wachs, Emőke-Ágnes Horvát. “Writer Movements between News Outlets Reflect Political Polarization in Media.” New Media & Society, (July 2021). Im Internet unter: https://doi.org/10.1177/14614448211027173]

Zu den untersuchten Medien zählten insgesamt 14 Portale mit sehr unterschiedlicher Ausrichtung wie etwa „Fox New“s, die „New York Times“, „Breitbart“ und CNN. Das Team um Hagar identifizierte 632 Autoren, die in mehr als einem der Portale publizistisch tätig waren.

Befunde bestätigen Hypothesen

Das waren in erster Linie freiberufliche Journalisten, aber auch Gastautoren. Insgesamt veröffentlichten diese Autoren 6032 Artikel im Untersuchungszeitraum. Die Befunde entsprachen weitgehend den Hypothesen. Mehrfachautoren veröffentlichten in erster Line in Medien mit der gleichen politischen Ausrichtung. Dabei bildeten „links“ ausgerichtete Medien ein breites, vergleichsweise durchlässiges Netzwerk für Autoren, während „rechts“ ausgerichtete Medien stärker verknüpft waren und weniger Mobilität für Autoren aufwiesen. Autoren, die in Medien unterschiedlicher politischer Ausrichtung publizierten, taten dies in erster Linie mit Themen, die nicht sehr weit oben auf der Agenda der politischen Streitfragen rangierten.

Die Studie zeigt eine vergleichbare, politisch-ideologische Blasenbildung für die Urheber politischer Beiträge, wie sie für die Publika in den digitalen Medien vielfach diagnostiziert und beklagt wird. Will man gesellschaftlicher Polarisierung und mangelndem Diskurs entgegenwirken, wären mehr publizistische Grenzüberschreitungen im politischen Spektrum wünschenswert und notwendig.

Joachim Trebbe

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