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Nie wieder tot: Markwort hat das ewige Leben

Der ehemalige „Focus“-Chefredakteur startet eine virtuelle Gedenkstätte - und will sich selbst die digitale Unsterblichkeit sichern.

Der Weg in die Unsterblichkeit führt symbolhaft durch die Gruft. Tief im Gewölbe des Münchner Hofbräukellers, in schummeriger Atmosphäre und ohne Netzempfang präsentierte der „Focus“-Gründer und langjährige Chefredakteur Helmut Markwort am Dienstag seinen neuen Aufbruch: Ein „Portal für die digitale Unsterblichkeit“ namens Stayalive.

„Das Internet ist jung, aber die Nutzer werden immer älter“, sagte Markwort, 73, der sich Ende September als „Focus“-Chefredakteur verabschiedet hat, aber Herausgeber des Magazins aus dem Burda-Verlag bleibt. Kaum einer mache sich Gedanken, was nach seinem Tod mit dem Account bei Facebook, Xing oder anderen Portalen passieren kann oder soll. Mit stayalive.com sollen Nutzer das Bild der eigenen Vergangenheit im Internet für die Zukunft selbst bestimmen können.

Der Account der selbst angelegten, virtuellen Gedenkstätte umfasse unter anderem Fotos, wunschweise eine Ahnengalerie samt Friedhofsgeodaten, persönliche Kontaktlinks und gegebenenfalls gar den selbst verfassten eigenen Nachruf, erklärte Markworts Geschäftspartner Matthias Krage. Auch einen Mailverteiler samt Text für die Freunde und Verwandten, die vom eigenen Tod erfahren sollen, Musikwünsche für die Beerdigung oder andere Hinterlassenschaften können in den virtuellen Tresor gelegt werden. Ebenso, wer den Zugang zu den Accounts auf Facebook & Co. erbe.

Über mehrere Schritte und Kontrollen wollen die Betreiber absichern, dass sie vom Tod des Account-Inhabers schnell erfahren – und gleichzeitig Missbrauch ausschließen. 19,90 Euro kostet ein Konto bei stayalive.com für ein Jahr, zehn Jahre kosten 99,90 Euro – und die vorbezahlte virtuelle Unendlichkeit ist pauschal für 499 Euro zu haben.

Wie viel Gewinn sie mit der Website machen wollen, dazu äußerten sich Helmut Markwort und Matthias Krage, die das Portal mit vier weiteren Gesellschaftern betreiben, am Dienstag nicht. „Ich mache hier mit als Business-Angel und Prophet“, sagte Markwort, der sich selbst eine virtuelle Gedenkstätte anlegen will. Für ihn sei klar, „dass es eine Zukunft hat, sich mit der Vergangenheit zu beschäftigen“. dpa/sop

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