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POLIZEIRUF 110: DER GOTT DES BANKROTTS

© rbb / Volker Roloff

Pleitegeier auf dem Jakobsweg: Darum geht es im neuen „Polizeiruf 110“

Der neue „Polizeiruf 110“ spielt in Brandenburg und wendet ein Insolvenzdrama überraschend auf mehreren Ebenen ins Private. Dabei zeigt er sich ganz selbstverständlich divers.

Antoni Mazur (Frank Jendrzytza), insolventer Klein-Unternehmer aus Polen, stirbt an einer tödlichen Schusswunde im märkischen Sand. In der Nähe wandert noch Mazurs Pilgergruppe über den Jakobsweg, der tatsächlich auch durch Brandenburg führt.

„Ich bin dann mal weg“, lautete Hape Kerkelings Bestseller, und in der „Polizeiruf 110“-Folge „Der Gott des Bankrotts“ (ARD, Sonntag, 20.15 Uhr) ergreifen gleich mehrere Personen die Flucht: vor der Pleite, den Eltern oder aus gesundheitlichen Gründen.

Ein Pilger-Krimi ist der erste Brandenburg-„Polizeiruf“ nach dem Ausstieg von Lucas Gregorowicz dennoch nicht geworden. Die Geschichte führt eher auf juristische Abwege und in persönliche Abgründe.

Unterscheidlich genderfluid: Ross (André Kaczmarczyk, l.) und Rogov (Frank Leo Schröder, r.).

© rbb / Volker Roloff

Neben den vielen Drehbuch-Zufällen erscheint es gewagt, dass Insolvenzverwalter Udo Schick (Bernhard Schir) und Schuldnerberater Jonathan Hüter (Godehard Giese), die miteinander verheiratet sind, in denselben Verfahren tätig sind. Aber in der Film-Fiktion sorgt das homosexuelle Paar Schick/Hüter für einen besonderen Reiz.

Während man als Zuschauer noch dem Verdacht anhängt, dass sich zwei Juristen in raffinierter Rollenverteilung an den Nöten anderer bereichern, landen Drehbuch (Mike Bäuml) und Inszenierung (Felix Karolus) bei typischen Ehe-Konflikten. Von der Schauspielkunst zweier Darsteller hängt hier einiges ab: Godehard Giese lässt den vermeintlichen Sanftmut seiner Figur langsam in abstoßende Kälte kippen.

Wieso geht jemand wie Sie eigentlich zur Polizei?

Was sich Kommissar Vincent Ross so alles sagen lassen muss ...

Und André Kaczmarczyk als Vincent Ross gefällt erneut mit dieser selbstbewussten, offenen Art, mit der er seine queere Figur angelegt hat. Der junge Kommissar bildet mit dem alten, in die Provinz abgeschobenen Polizisten Karl Rogov (Frank Leo Schröder) ein ungleiches, angenehm harmonisches Team. 

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