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Dagobert Lindlau

© picture alliance / dpa

Reporter-Legende: Dagobert Lindlau ist tot

Unbeugsam, unverrückbar, unerschrocken: Der BR-Chefreporter, Journalist und Autor Dagobert Lindlau ist gestorben. Ein Nachruf

Als gebürtiger Münchner war Dagobert Lindlau ein echter „Grantler“, sprich ein Skeptiker. Aber für sein Verständnis vom Journalismus war das nur hilfreich. Stets wollte er sich ein eigenes Bild vor Ort machen, die Fakten sauber recherchieren, sich eben nicht aufs Hörensagen verlassen. Lindlau hat fast 40 Jahre für den Bayerischen Rundfunk (BR) gearbeitet, von 1969 bis 1992 war er Chefreporter, „Report München“ hat er geleitet, den „Weltspiegel“ ab 1975 moderiert. Ein parteipolitisch unabhängiger Journalist, ein Berufsoppositioneller, was im damals CSU-gesteuerten BR Haltung abverlangte. Als er im Juni 1990 vom Korrespondentenposten in Wien nach München zurückkehrte, fand er „weder Büro noch Schreibtisch oder Telefon“ vor. Lindlau hat sich davon nicht verhindern lassen. Kompetenz, bajuwarischer Charme, Unbeugsamkeit, das waren die Einsätze, mit denen er seine Arbeit nach vorne und auf die besten Sendeplätze schob.

Drei Grimme Preise

Mit kritischen Reportagen – etwa über Methoden der Schutzgelderpressung und des Rauschgifthandels – löste er häufig kontroverse Debatten aus, ebenso mit seinem 1987 publizierten Buch „Der Mob – Recherchen zum Organisierten Verbrechen“. Drei Mal hat Lindlau die höchste TV-Auszeichnung, den Grimme Preis gewonnen, für „Perry Mason lebt“, „Der faschistische Antifaschismus“, ein Interview mit seinem späteren Freund Max Horkheimer aus der „Frankfurter Schule“, schließlich für sein Lebenswerk.
Der Journalist und Autor Lindlau prägte zu gerne die öffentliche Diskussion, ja, er drängte mit seinen Themen, Erkenntnissen und Ansichten dorthin. Das ging allermeistens, doch nicht immer gut. Als späterer Talkmoderator für die ARD und Vox hat er nicht reüssiert, das Zuhören war weniger seine Profession als die eigene Rede.
Dagobert Lindlau hatte für sich Zeit, der passionierte Wurftaubenschütze war unverheiratet. Am Freitag ist er mit 88 Jahren in Vaterstetten gestorben.

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