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Medien: Rupert Murdoch, bitte helfen!

Am Mittwoch um sieben Uhr früh wurde abgeschaltet: „Bis auf weiteres ist ITV Digital nicht in der Lage, Pay TV Dienste anzubieten“, hieß es. Eine weitere Blase des Medienbooms war geplatzt.

Am Mittwoch um sieben Uhr früh wurde abgeschaltet: „Bis auf weiteres ist ITV Digital nicht in der Lage, Pay TV Dienste anzubieten“, hieß es. Eine weitere Blase des Medienbooms war geplatzt. Nur noch eine Handvoll freie Kanäle sind nach dem Konkurs des Senders zu empfangen. Britische Fußballklubs der Premier League, die auf das Geld des Bezahlsenders bauten, könnten bankrott gehen. Vor allem aber ist der britische Traum vom flächendeckenden terrestrischen Digital TV zunichte. Es sei denn, Rupert Murdoch und seine BskyB Gruppe eilen zu Hilfe.

Erst vergangene Woche verkündete die britische Medienministerin, Digital Terrestrial Television (DTT) bleibe auf Kurs und man rechne damit, die analogen TV-Frequenzen bis 2010 abzuschalten. Auch andere europäische Regierungen träumen ja von lukrativen Versteigerungen der frei gewordenen Analogfrequenzen. Aber niemand betrieb DTT mit so viel Begeisterung wie die britische Labour-Regierung.

ITV Digital sollte die neue Technologie durchsetzen. Der Bezahlfernseher lockte mit niedrigen Preisen und einfacher Installation – keine Satellitenschüssel, kein Kabel, die alte Dachantenne genügt. Aber nur wenige interessierten sich für den „billigen Jakob“, der gegenüber den 200 Kanälen von Murdochs BSkyB System nicht einmal 40 Kanäle bot - und dazu noch die falsche Fußball-Liga. Das Genick brachen dem Sender die überteuerten Rechtekosten für die englische Premier League und 180 Millionen Pfund Schulden bei den Clubs.

Sogar in Großbritannien, das als Wunderland des Pay-TV gilt, sind dem Bezahlfernsehen Grenzen gesetzt, zumal wenn mit DTT, Kabel und Satellit gleich drei Systeme konkurrieren. DTT ist dabei technisch am wenigsten ausgereift. Nur vier Prozent der Haushalte werden erreicht – eine Million Zuschauer hatte ITV zum Schluss. Und die klagten über die schlechte Empfangsqualität: „Gefrorene Bilder“ bei zu schwachen Signalen waren an der Tagesordnung. Fachleute rieten schon, das Abschalten der Analogsignale zu vergessen. Allein die Überprüfung aller Haushalte im Land auf digitale Empfangsqualität würde laut Fachleuten 27 Jahre dauern und rund fünf Milliarden Euro kosten.

Trotzdem sucht die britische Lizenzbehörde verzweifelt nach einem neuen Betreiber. Die DTT-Lizenz soll im Blitzverfahren vergeben werden, damit die Technologie wenigstens für die paar kostenlosen Kanäle weiter zur Verfügung steht – darunter eigens von der BBC begründete Programme wie das Kulturprogramm „BBC 4“ oder „BBC News 24". Im Gespräch sind n wie Microsoft oder BT als technischer Projektpartner. Auch die BBC hat Interesse angemeldet. Aber eigentlich hat nur Murdochs BSkyB die Inhalte und die Vertriebsstruktur. Sogar BBC-Chef Greg Dyke appellierte offen an Murdoch, sich des DTT’s anzunehmen.

Nächste Woche schon könnte die Labour-Regierung Änderungen am Mediengesetz einbringen. Wird es eine Lockerung der Regelung bringen, nach der ausländische Medienkonzerne – wie Murdochs News Corporation – maximal zwanzig Prozent an terrestrischen TV Anbietern besitzen dürfen? Bei der Bildung des ITV Digital Konsortiums Mitte der neunziger Jahre wurde die Murdoch Gruppe vor die Türe gesetzt. Viele bereuen das nun. Matthias Thibaut

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