zum Hauptinhalt
Foto: dapd

© dapd

Show: Alles auf Mehrheit

"Dann wird es ein Kracher, wenn die ARD etwas scheiße findet.“ Stefan Raab erläutert das Konzept seines Polittalks.

Die Aufregung ist groß, seit Anfang der Woche bekannt wurde, dass Stefan Raab auf Pro 7 eine neue Polittainment-Show startet. 100 000 Euro gibt es dabei für den Talkgast, der mehr als 50 Prozent der Zuschauerstimmen erringt. Alle schimpfen: Wie populistisch! Alle haben aber auch ein bisschen Angst, dass es Raab wieder einmal gelingen könnte, ein totgesagtes Format erfolgreich wiederzubeleben. In Hamburg sprach Stefan Raab über seine Beweggründe und die Gründe für den Erfolg der „Absoluten Mehrheit“.

Als er sich gefragt habe, was er noch im Fernsehen machen könne, um sich in Lebensgefahr zu bringen, sei ihm der Bereich Talkshow eingefallen: „Der ist toll. Denn dieser Markt ist total zu.“ Raab, der in den letzten Jahren die Fernsehlandschaft durch schräge Shows wie die Wok-Weltmeisterschaft, den Eisfußball-Pokal und „Schlag den Raab“ aufmischte, ist für seine Angstfreiheit bekannt. Mit seinem „soziologischen Experiment“ wolle er dem dahinsiechenden Polittalk zu neuem Glanz verhelfen. Und populistischer als andere Talks werde auch seine nicht werden. „Die Zuschauer sind nicht so doof, wie viele meinen.“ Unterstützt wird er von ProSieben Sat 1Nachrichtenchef Peter Limbourg.

Mit „TV total Bundestagswahl“ hatte Raab es 2005 und 2009 geschafft, Politik und Entertainment munter zu verknüpfen. Damals kamen Gäste wie Karl-Theodor zu Guttenberg, Jürgen Trittin, Franz Müntefering und Christian Wulff zu ihm. Auch hier konnten die Zuschauer hinterher abstimmen. Nur gab es für den Gewinner kein Geld. Am 100 000-Euro-Bonus, die Raab als „Ehrensold“ bezeichnet, stoßen sich nun die Kritiker. Denen erklärte Raab, dass die Parteien nach der Bundestagswahl doch auch für jede abgegebene Stimme Geld bekämen. Insofern habe das System der Show nichts Anrüchiges. Oder wie Peter Limbourg meinte: „Unsere Sendung wird die einzige sein, in der ein Politiker ganz legal 100 000 Euro im Umschlag mit nach Hause nimmt.“ Auch bei „TV total Bundestagswahl“ war Limbourg als politische Hilfskraft mit dabei. Der Nachrichtenchef findet, Raab und er seien als Polittalker das, was Katrin Müller-Hohenstein und Oliver Kahn als Sportmoderatoren seien: ein absolutes Dreamteam.

Da „Absolute Mehrheit“, das am 11. November startet, auf vier aktuelle Themen Bezug nehmen wird, gibt es noch keine Gästeliste. „Aber die rennen uns jetzt schon die Türe ein“, so Raab. Zum Auftakt wird die Sendung ein Thema aufgreifen, dem in der Woche zuvor das Magazin „Galileo“ einen Schwerpunkt widmet: Social Network. Der gleichnamige Kinofilm über das Leben Mark Zuckerbergs läuft direkt vor Raab, der auch künftig solche Anschlusstreffer landen will. „Wenn ,Der Schuh des Manitu’ läuft, können wir ja danach über die Homo-Ehe sprechen.“ Als Moderator will er sich weitgehend zurückhalten. Er glaube, man könne die Teilnehmer – außer Politikern auch Promis und Normalbürger – aufeinander loslassen, alles andere ergebe sich.

Auf die Frage, was er von der Kritik von ARD-Chefredakteur Thomas Baumann halte, der das Prämien-Konzept der Raab-Show „abwegig“ findet, meinte der Kritisierte: „Dann wird es ein Kracher, wenn die ARD etwas scheiße findet.“ Eine bemerkenswerte Aussage angesichts dessen, dass Stefan Raab für die ARD zuletzt den Eurovision Song Contest gerettet hat. Simone Schellhammer

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false