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© NDR

Fernsehen: Singe, sang, song

Eine TV-Doku über die "Les Humphries Singers“. Die Band verkaufte in den siebziger Jahren fast 50 Millionen Platten.

Die alte LP dreht sich auf dem Plattenteller, und die ehemaligen Les-Humphries-Sänger singen mit. „Mexico …“ tönt es, und einer nach dem anderen singt eine Zeile, imitiert den Chor, fährt mit den Händen durch die Luft. Entzücktes Lächeln, selbstironisches Augenzwinkern. Der Einstieg in den Film über die „Les Humphries Singers“, die in den siebziger Jahren fast fünfzig Millionen Platten verkauften, reißt an, worum es geht – um die Erinnerung an eine Musik, die sehr erfolgreich war. Und die ironische Distanzierung von einer Band, für die die optische Wirkung mindestens genauso wichtig war wie die Musik selbst.

Autor Andreas Fischer hat Les Humphries nicht vor die Kamera bekommen. Der lebt, hört man, zurückgezogen in England. Einige der ehemaligen Singers sagen über ihn, er sei musikalisch ein „Genie“ gewesen, Jürgen Drews nennt ihn sogar einen „Chopin“. Gehörigen Respekt, auch Angst haben sie vor ihm gehabt. Humphries konnte viele jederzeit rausschmeißen. Über ein Dutzend Menschen gehörten damals zur Truppe, wenige bildeten den musikalischen Kern. Einer war, neben Humphries, die Seele der Gruppe, der Musik: Jimmy Bilsbury. Er wurde vor vier Jahren tot aufgefunden, verarmt, in seiner Wohnung in Bonn.

Bilsburys trauriges Ende oder die Entwicklung von Les Humphries nach seiner Flucht nach England sind nicht Thema dieses Films. Andreas Fischer hat keine Dokumentation gemacht, sondern die Erinnerungen der ehemaligen Singers und zweier Fans montiert und mit Äußerungen des Musikproduzenten Fritz Rau ergänzt. Ein kurzweiliger Film, der bestätigt, was viele ahnten: Einige der Les- Humphries-Sänger konnten nicht richtig singen. Sie passten halt gut ins Bild. Historische Filmbilder zeigen die multikulturell zusammengebaute Truppe. Die Mundbewegungen zum Playback waren meist recht ungenau, trotzdem hatte Les Humphries jahrelang großen Erfolg mit seiner Musik, die Gospel-Feeling mit eingängigen Rhythmen und den Klischees von Freiheit und Glück verband.

Mitte der siebziger Jahre war Schluss. Auf dem Eurovision Song Contest 1976 sang die Gruppe: „Singe, sang, song – komm und sing mit mir – denn singen macht uns alle frei.“ Das war dann doch für viele zu einfach.

„Die Les Humphries Singers“, NDR, 23 Uhr 40

Eckart Lottmann

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