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"Freizeit Revue"

© Repro: Tsp

TOPF VOLL Gold: Verbotene Früchte

Die "Freizeit Revue" macht sich in letzter Zeit auffällig große Sorgen um das englische Königshaus. Sie sind so groß, dass das Blatt für eigene Recherchen keine Zeit mit findet.

In der Märchenwelt der Regenbogenpresse geht es in zehn von zehn Fällen um Banalitäten. Die „Freizeit Revue“ hat nun allerdings eine Geschichte von biblischem Ausmaß ausgegraben. Brudermord im Schlagermilieu? Die jesushafte Wunderheilung einer Societydame? Nein, das Blatt mit der Millionenauflage berichtete vergangene Woche von verbotenen Früchten im „Kinderparadies“ Anmer Hall.

Auf dem Landsitz der britischen Königsfamilie, „gleich hinterm Tennisplatz“, steht nämlich ein „hochgiftiger Goldregen-Baum“. Und so konnte die „Freizeit Revue“ gar nicht anders, als zu titeln: „Herzogin Kate – Dramatische Vergiftung! Große Sorgen um das Leben ihres kleinen George“.

Seine Entdeckerlust und die Samen des Goldregen hätten den Thronfolger in Lebensgefahr gebracht. Gut möglich, dass der Zweijährige „die runden Kügelchen im Ernte-Eifer für Garten-Früchte gehalten“ habe: „Jedenfalls waren fix die Patschehändchen ausgestreckt, die vermeintlich leckere Beute wanderte mit Lichtgeschwindigkeit in den Mund.“

Auch die „Daily Mail“ berichtete von dem giftigen Baum auf Anmer Hall, genau genommen hat die „Freizeit Revue“ den Artikel der britischen Boulevardzeitung einfach übersetzt. Nur die Sache mit dem „Ernte-Eifer“, den „Patschehändchen“ und der „Lichtgeschwindigkeit“ hat sie dabei exklusiv dazugedichtet.

In dieser Woche dann schon wieder „große Sorgen“, diesmal um Kate: Der „Babyblues“ nach der Geburt von Tochter Charlotte soll zu einer Depression ausgewachsen sein. Und dann sei da noch ihr „überängstliches Verhalten“: „Kate brachte Ehemann William sogar dazu, sich in einem offenen Brief über Fotografen zu beschweren, die angeblich den Kindern des royalen Paares ,auflauern‘“.

Völlig unverständlich für die „Freizeit Revue“. Warum auflauern? Die kleinen Royals kann man doch auch ganz wunderbar vom Schreibtisch aus in Gefahr bringen.

Moritz Tschermak

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