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Medien: Vorsicht! Werbung: Ohne Drive

Nichts ist nerviger als der Innenstadtverkehr am Freitag gegen 18 Uhr. Sollte man meinen.

Nichts ist nerviger als der Innenstadtverkehr am Freitag gegen 18 Uhr. Sollte man meinen. Es gibt etwas, das dieses Ärgernis sauber übertrifft: Die TV-Spots für die Autos, die freitags regelmäßig im Stau stecken. Lange Zeit wurden sie auf freigefegten Landstraßen gedreht. Weil das eines Tages alle machten, ließen sich die Werbeagenturen Filme einfallen, die kein Mensch mehr versteht. Etwa fünf junge Leute, die sich in einem Opel entsetzlich langweilen. Oder ein Mann, der mit seinem Toyota zum Hafen fährt, um Werkzeug zu holen. Oder zwei Leute in einem 3er BMW, die eine kleine Eisenkugel in einen Holzkasten fallen lassen. All diese Streifen sind professionell gemacht. Nur, was wollen sie uns sagen?

"Zum Glück für Autofahrer und Fernsehzuschauer gibt es den Mini. Von den vier Spots, die für ihn gedreht wurden, sind zumindest zwei außergewöhnlich. Sie erzählen eine Geschichte, die man sogar versteht. Etwa so: Mini-Fahrer hat nicht nur den Wagen, sondern auch sich vollgetankt. Trotzdem setzt er sich ans Steuer. Hier sieht er durch den Blauschleier plötzlich die liebevoll gemachten Details der Rennsemmel. Also steigt er aus, ruft wankend ein Taxi und fährt davon. Is it love? Ein anderer Mini-Fahrer muss als Hotelgast seinen Wagen vor dem Hotel in einer dunklen Straße mit dunklen Typen parken. Schlecht für seinen Schlaf. Wieder und wieder steht er auf, um nach seinem Liebling zu schauen. Irgendwann ist Morgen, und man sieht, dass er den Rest der Nacht im Mini verbracht hat. Is it love? Das auch.

Aber mehr noch sind es die kleinen, menschlichen Ideen, die diese Filme ansehenswert machen. Wie gut sie sind, merken Sie unter anderem daran, dass ich sie mit ganz einfachen Worten wiedergeben konnte. Fall Sie ihn gesehen haben - wie würden Sie den Opel-Film mit den gelangweilten Knaben erzählen?

Reinhard Siemes

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