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Medien: Vorsicht! Werbung: Ruf an, Ruf an!

Auch bei privaten TV-Sendern ist nicht auszuschließen, dass zu nächtlicher Stunde mal ein interessanter Film läuft. Meistens etwas betagt, aber auch Wiedersehen hat seinen Reiz.

Auch bei privaten TV-Sendern ist nicht auszuschließen, dass zu nächtlicher Stunde mal ein interessanter Film läuft. Meistens etwas betagt, aber auch Wiedersehen hat seinen Reiz. Kleines Problem: Die Programmchefs gehen offenbar davon aus, dass nach Mitternacht nur geile alte Säcke vor der Glotze hocken. Damit wir uns richtig verstehen: Ich habe nichts dagegen, dass Vox die Werbepausen seiner Sendung "Wahre Liebe" mit blutjungen Russinnen oder unbefriedigten Hausfrauen garniert. Wenn mir aber in der Thriller-Groteske "Stromausfall" per Werbung Plastikbrüste und wabernde Fettberge um die Ohren gehauen werden, regt mich das nicht an. Sondern auf.

Sicher, die Sender müssen Geld verdienen. Besonders jetzt, wo viele Unternehmen ihre Werbegelder zurückhalten. Das ist aber kein Grund, in die Niederungen der TV-Gemeinde hinab zu steigen. Im Gegenteil. Ein Sender, der einmal auf dem Misthaufen sitzt - ob mit seinem Programm oder den Werbeblöcken - kommt nie mehr davon runter. Dies umso mehr, als es vielen Anstalten gelingt, die schmierigen Ruf-mich-an-Spots noch zu toppen. Immer häufiger werden Werbeblöcke mit verlogenen Fett-weg-Filmchen oder nutzlosem, überteuerten Küchengerät zwischengeschaltet. Offenbar haben Mediaforscher herausgefunden, dass nicht nur unbefriedigte Jünglinge und Rentner nachts nicht schlafen können. Sondern auch Omas in Altersheimen. Die kaufen dann von ihrem letzten Geld wunderbare Rührmaschinen, die sie gar nicht mehr betätigen können. Ist ja alles mit Rückgabegarantie.

Ich freue mich schon auf die Zeiten, in denen Firmen mit guten und ehrlichen Produkten wieder ihre Fernsehwerbung hochdrehen. Und zwar auch nach Mitternacht.

Reinhard Siemes

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