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Ermittler-Perspektiven an der Ostsee: Simon Kessler (Heino Ferch) und Hella Christensen (Barbara Auer). Foto: ZDF

© ZDF und Marion von der Mehden

ZDF-Krimi mit Barbara Auer: Puzzle im Sand

Jeder kennt jeden: Im neuen Nordholm-Krimi suchen Heino Ferch und Barbara Auer an der Ostsee einen Mädchenmörder.

Es ist eine freundliche Geste, dass ARD und ZDF ihre Zweiteiler noch vor der Ausstrahlung der Fortsetzung komplett in der Mediathek anbieten. Auf diese Weise funktionieren die Filme wie eine Miniserie, vorausgesetzt, die Regie muss nicht auf Zeit spielen, weil die Handlung nicht über 180 Minuten trägt. Tatsächlich gibt es in „Das Mädchen am Strand“ Momente, die Thomas Berger (Buch und Regie) hätte straffen können.

Zum dritten Mal schickt Berger den Hamburger Hauptkommissar Simon Kessler in die (fiktive) Ostseestadt Nordholm. 2015 hat der von Heino Ferch mürrisch verkörperte Kriminalist gemeinsam mit der einheimischen Kollegin Hella Christensen (Barbara Auer) den Mord an einer 14-Jährigen aufgeklärt. 2019 folgte „Die verschwundene Familie“, diesmal hat „Kommissarin Lucas“-Schöpfer Berger das Drehbuch selbst geschrieben. In Teil drei wird erneut die Leiche eines erschlagenen Mädchens in Strandnähe gefunden. Eine Schulklasse hat am Abend zuvor ihr Abitur gefeiert. Mit viel Alkohol und wohl auch Drogen: Womöglich hat ein Mitschüler nicht verkraftet, dass Jule (Tijan Marei), die offenbar allen Jungs den Kopf verdreht hat, mit ihm nichts zu tun haben wollte. Eigentlich ist die Kripo Kiel für den Fall zuständig, aber kurz zuvor ist in Hamburg eine Frau erstochen worden. Deren Verbindung zu Jule hat zur Folge, dass ihre Mutter (Sophie von Kessel) über den Verlust der Tochter hinaus einen weiteren Schock verkraften muss. Das Mädchen hat gemeinsam mit dem Hamburger Opfer eine Wohnung gemietet und als Prostituierte gearbeitet. Kessler vermutet, der Mörder könne in beiden Fällen der gleiche sein.

Wie die beiden anderen Zweiteiler lebt auch die dritte Geschichte vom Kleinstadtmilieu. Jeder kennt jeden, alles hängt mit allem zusammen, Hella Christensen steckt mittendrin. Die Polizistin hat nach dem letzten Fall den Dienst quittiert, aber ihr Sohn Sven (Nick Julius Schuck) gehört zur Abiturklasse. Die Beziehung zwischen Mutter und Sohn liegt seit Hellas Trennung von ihrem Mann (Rainer Bock) auf Eis. Aber sie braucht nicht lange, um rauszufinden, dass Svens Kontakte zu Jule enger waren, als er ihr gegenüber zugibt. Kesslers Ermittlungen konzentrieren sich auf den Immobilienmakler Steinkamp (Axel Milberg). Der hat Jule in Hamburg besucht und war offenbar ihr Kunde. In Wirklichkeit ist das Verhältnis zwischen Steinkamp und dem Opfer jedoch viel komplizierter.

Neben der Krimiebene und dem komplexen Gefüge liegt ein weiterer Reiz von „Das Mädchen am Strand“ in der Verknüpfung mit den beiden anderen Zweiteilern. So wirkt am Rande Gustav Peter Wöhler mit, der in den ersten Filmen zum Kreis der Verdächtigen gehörte. Da sich die Geschichten zur Nordholm-Saga entwickelt haben, war es umso wichtiger, dass sich der dritte Zweiteiler nahtlos ins Gesamtwerk einfügt. Dafür steht auch die Kontinuität hinter der Kamera. Kameramann Frank Küpper hat erneut dafür gesorgt, dass die Bilder selbst bei Sonnenlicht unbehaglich wirken. Ganz entscheidend auch die Arbeit von Thorsten Lau (Szenenbild): Das fiktive Nordholm ist aus 17 unterschiedlichen Orten zusammengesetzt worden.

„Das Mädchen am Strand“, Montag, ZDF, 20 Uhr 15, Teil zwei am Mittwoch

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