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ZDF-Melodram: "Tsunami": Leben nach der Welle

In dem ZDF-Film "Tsunami - das Leben danach" spielt Veronica Ferres die Geschichte einer Frau, die ihre Familie im Tsunami verlor - und sich in einen Mann mit ähnlichem Schicksal verliebte.

Dieser Film beruht auf einer wahren Geschichte und ist doch unglaublich: Die deutsche Touristin Billi Cramer verlor während des Tsunamis 2004 in Thailand ihren Mann und ihre zwei Söhne. Etliche Monate später lernt sie durch die Vermittlung ihres Therapeuten Michael Schäffer kennen, den das gleiche Schicksal getroffen hat: Seine Frau und seine beiden Töchter kamen bei dem Tsunami ums Leben. Zögernd beginnt eine Liebesgeschichte, die schließlich dazu führt, dass die beiden heute als Ehepaar mit einer zweijährigen Tochter in Südfrankreich leben.

„Tsunami – Das Leben danach“ erzählt das Geschehen aus Sicht von Billi Cramer, gespielt von Veronica Ferres. Es beginnt damit, dass die Familie auf Billis Wunsch hin an Weihnachten nach Thailand fährt. Ihr Vater ist vor kurzem gestorben und sie möchte an einen Ort ohne Christbäume. In Phuket angekommen geht sie erst noch unter die Dusche und schickt ihre Familie schon einmal zum Strand. Es ist der zweite Weihnachtsfeiertag. Was dann beginnt, ist ein Albtraum ohnegleichen. Billi, die während der Katstrophe zusammen mit anderen auf einem kleinen Laster ins höher gelegene Hinterland gebracht wurde, beginnt von ihrer Notunterkunft aus die Suche nach ihrem Mann (Roeland Wiesnekker) und ihren Kindern. Unter Schock und wie betäubt läuft sie durch Trümmer und an endlosen Reihen von Leichensäcken vorbei, sucht im Krankenhaus und in Zeltlagern. Bangen und Hoffen – bis zum 30. Dezember. Das ist ihr Geburtstag und der Tag, an dem ihr Mann und die beiden Söhne tot in einem Betriebsraum der Hotelanlage gefunden werden. Zusammen mit einem Freund muss sie die drei identifizieren.

Zurück in Deutschland ist Billi wie in Trance: Das gesamte Haus, die Kinderzimmer, der Schlitten im Garten, die ungeöffneten Weihnachtsgeschenke sind wie ein stummer, nicht enden wollender Schrei. Starr vor Trauer verkriecht sie sich. Auch ihre Freundin Tammy (Nicole Marischka), die fast ständig bei ihr ist, dringt kaum zu ihr durch. Die Telefonnummer von Michael Schäffer (Hans-Werner Masyer), der das Gleiche wie sie erlebt hat, legt sie beiseite. Als sie schließlich doch einmal anruft, entsteht nur ein kurzes Gespräch. Wieder dauert es einige Zeit, dann ist es Michael, der anruft und schließlich treffen sie sich im Englischen Garten in München. Sie werden Freunde und nach einigem Auf und Ab beschließen sie, Deutschland zu verlassen und in Südfrankreich einen Neuanfang zu wagen.

Das Film-Melodram, das tatsächlich kein effekthascherischer Katastrophenfilm ist, beginnt stark. Mit einer Veronica Ferres, deren eingefrorene Gesichtszüge widerspiegeln, wie sich die Welt für diese Frau aus den Angeln hebt. „Es war die schwierigste Rolle, die ich je gespielt habe“, sagt Ferres, die Billi Cramer auch selbst kennengelernt hat. Die Dreharbeiten in Thailand waren für das gesamte Team sehr aufwühlend. Viele von der einheimischen Crew hatten Freunde in den Fluten verloren. „Die Dreharbeiten waren emotional unglaublich hart“, sagt Veronica Ferres, die ihre Tochter mit am Set hatte. „In der Mittagspause saß ich mit Christine Hartmann, der Regisseurin, oft am Drehort und wir haben einfach nur geheult.“ Vorbereitet hatte sie sich mit Hilfe eines Rettungssanitäters, einer Traumatherapeutin und eines Pfarrers, die teilweise auch am Set waren.

Die echte Billi Cramer sagte zu einem Zeitpunkt, als sie und ihr jetziger Mann den Film noch nicht gesehen hatten, in einem Interview: „Ich denke, es ist unglaublich anspruchsvoll, jemanden zu spielen, der so viel Leid erfahren hat wie wir. Eine solche Rolle möchte ich im Grunde niemandem wünschen.“ Gleichzeitig hoffe sie aber, dass der positive Ausblick am Ende, anderen Menschen, denen Ähnliches geschehen ist, auch Hoffnung geben kann.

Das Ehepaar Cramer-Schäffer war an der Drehbuchentwicklung beteiligt, was der Authentizität sicherlich gedient hat, manches an der Dramaturgie aber auch holprig macht. So erzählt Billi Cramer, dass Drehbuchautorin Natalie Scharf „uns immer wieder erklären musste, dass dieses oder jenes im Film nicht gut rüberkommt, obwohl es sich so zugetragen hat“. So tauchen einzelne Anekdoten, wie etwa die Szene, in der Michael auf Billis Wunsch hin in einem Geschäft Schuhe anprobiert, die ihm trotz mehrerer Paar Socken viel zu groß sind, in der Tat etwas hilflos und uneingebunden auf. Eine Tagebuchstimme aus dem Off erklärt allzu viel. Und manche Wendungen wie die heimliche Heirat oder der radikale Schnitt mit ihrem alten Leben kommen sehr abrupt. Die Figur des Michael bleibt blass, und bei den betont frohen Momenten wie dem gemeinsamen Kochen oder Tanzen meint man die Regieanweisungen mitzuhören. Mehr über die echten Personen erfährt man in der anschließenden Begleitdokumentation, die das ungleiche Paar auf sehr berührende Weise zeigt.

„Tsunami - Das Leben danach“, Sonntag 20 Uhr 15 und „Leben nach dem Tsunami“, 21 Uhr 50, beides im ZDF

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