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Medien: Zehn Jahre "Montagskino": Erkennungszeichen: Rote "High Heels"

Kinofieber. Debatten, Skandale, Stars, die Berlinale tobt, das Kino sonnt sich für ein paar Tage im eigenen Glanz.

Kinofieber. Debatten, Skandale, Stars, die Berlinale tobt, das Kino sonnt sich für ein paar Tage im eigenen Glanz. Wie soll das Fernsehen dagegen ankommen, auf dessen kleinem Rechteck die Helden zu Zwergen werden, das mit seiner Angebots-Überfülle nur die Köpfe verwirrt? Im Jahr 1999 kamen genau 12 453 Kinofilme allein ins Free TV, das sind fast vierzig pro Tag. Wozu also ins Kino gehen - kommt doch alles irgendwann ins Wohnzimmer geschwappt? Nun ja, das meiste zerhackt die Werbung in unbekömmliche Bruchstücke, amerikanische Durchschnittsware verstopft die Kanäle.

Dann aber gibt es da das "Montagskino" im ZDF, das mittlerweile ins zehnte Jahr gekommen ist und sich selbst ein bisschen feiern will. Und stolz können sie durchaus sein, die Programm-Macher aus Mainz, auf den dauerhaften Erfolg jenes Termins "am Rande der Primetime" (um 22 Uhr 15 nach dem "Heute-Journal"), der die alten Filmkunsttermine wegen grassierenden Zuschauerschwundes ablöste. Jetzt halten sie ihre gut zwei Millionen Einschalter tapfer. Und: Ihre Zuschauer sind erheblich jünger als sonst beim Seniorensender ZDF. Georg Alexander, Chef des Programmbereichs Spielfilm, erreicht auf dem Sendeplatz über 42 Prozent der 14- bis 49-Jährigen (gegenüber acht Prozent im Durchschnitt des sonstigen Programms) - obwohl diese von der Werbewirtschaft erfundene Kategorie im werbefreien Raum unsinnig ist. Aber Erfolg ist nun mal, was man selbst dazu definiert.

Das Konzept besteht - wie sollte es anders sein im heftigen Konkurrenzkampf um das Publikum - aus einer Menge Sowohl-als-auch. Große Stars aus Hollywood wollen sie ebenso präsentieren wie Entdeckungen aus dem europäischen Raum, ein bißchen Cineastennahrung (sofort sackt die Quote), aber auch die großen Publikumsrenner. Billige Einzeleinkäufe müssen die astronomisch teuren aus den USA kompensieren. Wobei tatsächlich so etwas wie Qualitätskriterien eine Rolle spielen: handwerkliche Sorgfalt, aktuelle, brisante Themen, Mut zu ästhetisch neuen Wegen und nicht zuletzt ein Stück vom Glamour der großen weiten Kinowelt. Und so erscheint die Mischung durchaus bunt: Thriller, Komödien, Melodramen und Erotisches. Für jeden Zuschauer etwas, so aktuell wie nötig, so kunstvoll wie gerade noch tragbar, so unterhaltsam wie nur möglich. Und so werden sie weiterstöckeln, die roten "High Heels" vor dem Filmstart, und im Jubiläumsjahr große Stars ankündigen: Bruce Willis und Arnold Schwarzenegger, Sandra Bullock, Jennifer Lopez, dazu Costa-Gavras, die Coen-Brüder, Bernardo Bertolucci und viele andere. Ersatz für Kino? Nein: auch Kino. Nur eben im kleinen Format.

Mechthild Zschau

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