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Andreas Austilat.

© Doris Spiekermann-Klaas

Meine Frau, ihr GARTEN… und ich: Füchse mit Novemberblues

Diese Woche las ich die Meldung, dass Taxikunden in Stockholm jetzt mit psychologischer Betreuung rechnen dürfen.

Von Andreas Austilat

Nicht, weil die Fahrer so schlecht seien, nein, es handelt sich um eine Art Pilotprojekt zur Bekämpfung des Novemberblues. Den Psychologen auf dem Beifahrersitz gibt es ohne Aufpreis dazu.

Das ist eine ziemlich gute Idee, ich weiß nur nicht, ob Taxis da den richtigen Rahmen bieten. Ein Gartencenter zum Beispiel, das wäre doch jetzt die ungleich bessere Adresse. Meiner Frau jedenfalls würde das bestimmt helfen, angesichts der Monate, die ihr bald bevorstehen.

So ein botanisch bewanderter Psychologe, der könnte sie trösten, weil es jetzt draußen langsam ans Einpacken geht, und danach dann nicht mehr so viel zu gucken ist. Und zu tun auch nicht, wenn erst mal der Winter kommt. Er könnte aber auch präventiv tätig werden, wenn er das ganze Jahr über dort säße. Indem er zum Beispiel ausdrücklich darauf hinweist, dass manche Hortensien wie unsere schöne „Annabelle“ sich im Herbst immer noch von ihrer prächtigen Seite zeigen, andere dagegen jetzt die Anmutung von überlagerter Leberwurst haben. Ich würde die alten Blüten ja abschneiden, weil mich der Anblick deprimiert, aber meine Frau lässt mich nicht. Sie misstraut mir und fürchtet, ich würde die Blüte fürs nächste Jahr kaputt machen.

Der Fuchs, den ich neulich durch unseren Garten schleichen sah, könnte jetzt auch ein bisschen Zuspruch vertragen. Wie er da so um die Hecke trabte, sah er so aus, als hätte er die Schultern noch mehr eingezogen als sonst. Er hat es aber auch nicht leicht, denn bei uns in der Gegend wird viel gebaut in letzter Zeit. Erst war da die kleine Laubenkolonie, in der so ein Fuchs im Winter sicher seine Ruhe hatte. Spätestens, wenn saisonbedingt das Wasser abgestellt wurde, war da immer Schluss. Heute stehen auf dem Areal 16 Doppelhaushälften.

Dann kam das Riesengrundstück der alten Dame vorn an der Ecke. Das war über die Jahre vollkommen verwildert. Nun stehen dort drei Stadtvillen mit 24 Wohnungen vor der Fertigstellung. Und schließlich verschwindet auch noch die Brache am Bahndamm. Ich weiß nicht, wie viele Wohnungen das werden, ziemlich viele offensichtlich.

Überall dort hatten der Fuchs und seine Kollegen ihren Rückzugsraum und konnten auf fette Beute hoffen. Zum Beispiel auf die Kaninchen, die dort wild lebten. Die Kaninchen waren als Erste weg. Nun, die Wohnungen werden sicher alle gebraucht, und ich gönne sie den neuen Nachbarn ja auch. Da wird der Fuchs sich einschränken müssen.

Trotzdem muss ich unserem Hund unbedingt sagen, dass er den wilden Verwandten nicht mehr so anpöbelt. Wenn sich schon kein Psychologe um ihn kümmert, soll er bei uns wenigstens mal verschnaufen können.

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