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Karl-Heinz Weiland auf seiner NSU. Foto: dpa

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Panorama: Alte NSU-Fans in Nöten

Legendäre Motorradmarke wird mit Neonazi-Kürzel verwechselt – auch ein Sportverein hat Probleme.

Hardthausen - Der Motorroller blubbert im Leerlauf. Karl-Heinz Weiland dreht am Gashebel, und die NSU Lambretta beginnt zu röhren. Die Augen des 75-Jährigen glänzen, während er von der Bastelei an den alten Motorrädern erzählt. Fast sein gesamtes Leben hat er den NSU-Motorenwerken gewidmet. Fünf Jahre hat er selbst in der Firma gearbeitet, 25 weitere Jahre bei einem Zulieferer.

Im Ruhestand hat Weiland in seinem Haus in Hardthausen am Kocher (Kreis Heilbronn) ein kleines Museum eingerichtet. Umso härter traf es ihn, als er in den vergangenen Wochen in den Medien beobachten musste, wie das von ihm geschätzte Kürzel NSU mit der Terrorzelle „Nationalsozialistischer Untergrund“ in Verbindung gebracht wurde. Bei einem Auto mit NSU-Aufkleber in Norddeutschland sei gar die Scheibe eingeworfen worden. „Momentan ziehe ich von den Kleidern, auf denen NSU draufsteht, nichts an. Da warte ich ab, bis die Leute aufgeklärt sind“, erzählt der Rentner von seinen Ängsten.

Aufklären will Weiland unbedingt. NSU, das stehe eben für die Stadt Neckarsulm und die dort ansässigen Motorenwerke, die 1969 zur Audi NSU Auto Union AG fusionierten. „Die Jugend kennt NSU ja als Marke gar nicht mehr“, meint der ehemalige technische Kontrolleur. Vorbei die Zeiten, als der NSU Ro 80, ein Automodell der Firma, jedem bekannt war. Auf Weilands Küchentisch liegt ein Brief des baden-württembergischen Innenministeriums. Das habe ihm zugesagt, bei der Aufklärung zu helfen, sagt der Rentner. Er hat auch bei Fernsehanstalten angerufen und sie gebeten, das Kürzel bitte nicht mehr zu verwenden. Das treffe schließlich eine ganze Region.

Auch die Mitglieder der Neckarsulmer Sport-Union (NSU) sind sehr sensibilisiert, sagt Geschäftsführer Edgar Klaiber: „Die Namensgleichheit ist Thema bei jedem Spiel. Aber man kann sich ja deswegen nicht umbenennen. Wir müssen das momentan ertragen.“ Weiland ist vor allem sauer auf Generalbundesanwalt Harald Range: „Wie kann man das Kürzel NSU einfach so auf ein Plakat drucken.“ Der 75-Jährige will spätestens im Frühjahr wieder in voller Montur auf Motorradtour gehen – samt NSU-Aufnähern und auf seiner NSU. dpa

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