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Panorama: Altersmüde Jets am Himmel

Beim Absturz einer Passagiermaschine auf eine Stadt im Norden Nigerias sind am Samstag bis zu 150 Menschen ums Leben gekommen. Die Maschine vom Typ BAC 1-11-500 war, wie bereits berichtet, knapp drei Minuten nach dem Start vom Flughafen in Kano auf ein dicht besiedeltes Wohngebiet gestürzt.

Beim Absturz einer Passagiermaschine auf eine Stadt im Norden Nigerias sind am Samstag bis zu 150 Menschen ums Leben gekommen. Die Maschine vom Typ BAC 1-11-500 war, wie bereits berichtet, knapp drei Minuten nach dem Start vom Flughafen in Kano auf ein dicht besiedeltes Wohngebiet gestürzt. Ursache des Unglücks sei mit großer Wahrscheinlichkeit ein Triebwerksschaden, sagte ein Sprecher der privaten Fluggesellschaft EAS am Sonntag. An Bord der zweistrahligen Maschine waren mindestens 76 Menschen, von denen nur zwei überlebt hätten. Zahlreiche Menschen starben in den Trümmern ihrer Häuser.

Unter den Opfern sind nach Angaben der lokalen Behörden mindestens 10 Kinder sowie der nigerianische Sportminister Ischaia Mark Aku, der zu einem Fußballspiel nach Lagos wollte, dem Zielort des Fluges. "Wir sahen das brennende Flugzeug am Himmel", berichtete ein Augenzeuge. Es habe im Steigflug zu trudeln begonnen und sei dann kopfüber in die Wohnsiedlung im Stadtteil Gwammaja gestürzt. "Man hörte noch die Schreie der Leute im Innern des Wracks", erzählte der Einwohner Kanos. Doch bis die Feuerwehr rund 30 Minuten nach dem Absturz eingetroffen sei, seien die Menschen bis auf zwei verbrannt.

"Als die Helfer dann da waren, hatten sie weder Wasser noch die nötige Ausrüstung, um das Flammenmeer zu löschen." Während der ganzen Nacht strömten Angehörige zum Unglücksort. Mit Schaufeln und bloßen Händen scharrten sie verzweifelt im Geröll nach ihren Verwandten. Viele kamen mit Wassereimern, um sich unter dem Vorwand der Hilfeleistung Zugang zu dem notdürftig abgesicherten Gebiet zu verschaffen.

Die Unglücksmaschine zerstörte ein Dutzend der einstöckigen Wohnhäuser Gwammajas. Unter den zertrümmerten Gebäuden war auch eine Moschee, in der sich nach Berichten von Anwohnern zahlreiche Gläubige zum Gebet eingefunden hatten. Auch eine Koranschule lag in Schutt und Asche. "Wie durch ein Wunder hatten rund hundert Kinder ihre Schule wenige Minuten vorher verlassen", berichtete ein Beamter. "Keines davon wurde verletzt."

Am Himmel über Afrika sind viele altersmüde Flugzeuge unterwegs - von der Caravelle bis zur Boeing 707, vom Antonow-Doppeldecker bis zur DC 3 aus den 30er Jahren. Auch die im Norden Nigerias abgestürzte BAC 1-11-500 gehört zu den Oldtimern des Jet-Zeitalters, denen wegen ihrer umweltschädlichen Emissionen und des Lärms Europas Landebahnen längst verwehrt sind. Ihr Vorteil: Sie sind preiswert zu haben. Ihr Nachteil: Wegen der veralteten Technik sind sie extrem teuer zu warten, haben einen hohen Verbrauch und sind störanfälliger als neuere Maschinen. Nicht selten sparen die mit dünner Kapitaldecke antretenden privaten Fluggesellschaften Afrikas aber an der Wartung.

Maschinen aus den 30er Jahren

Wartungsschlamperei, technische Mängel, finanzieller Druck und selbst Stromausfälle beeinträchtigen in Afrika nicht nur die Flugzeuge, sondern auch die Einrichtungen am Boden. Nigerias Präsident Olusegun Obasanjo wurde selbst beinahe ein Opfer, als er auf dem Rückweg von einem Besuch in Iran war. Beim Anflug auf den Flughafen der Hauptstadt Abuja wurde es plötzlich dunkel vor den Augen des Piloten - die gesamte Landebahn-Befeuerung war ausgefallen. Ein Stromausfall hatte den internationalen Nnamdi Azikiwe-Flughafen auf einen Schlag in nächtliches Dunkel getaucht. Und der für solche Fälle bereit stehende Notstrom-Generator funktionierte nicht. Erst eine Viertelstunde, nachdem der Jet des Präsidenten mit Hilfe seiner eigenen Landelichter den Weg zur Erde gefunden hatte, gab es wieder Strom. Für die Flugsicherheit erschwerend hinzu kommen die vielen weißen Flecken der Flugsicherung am Himmel Afrikas, die eine Koordinierung unter den Staaten arg erschweren.

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