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Panorama: Anton Corbijn: Die Schaumgeborene

Venus ist eine Göttin. Venus ist eine Schlampe.

Venus ist eine Göttin. Venus ist eine Schlampe. Venus ist nicht nackt wie von Botticelli gemalt, sondern noch nackter als sie: Körper unterm Kleid, gewaschen vom Meer, Körper mit Lust, vornüberzufallen ins Nasse für immer. Courtney Love ist eine göttliche Schlampe (in "Larry Flynt"), eine schlampige Göttin (in "Man on the Moon"), Courtney Love ist Venus, die Schaumgeborene, Courtney Love ist eine Idee von Courtney Love, wie sie nur der Fotograf Anton Corbijn haben kann: Du erkennst sie, und zugleich ist sie schon wieder einen Traum weiter. Fotografieren ist Malen im Vorbeigehen, so göttlich, so einfach, glaubst du, wenn du Corbijns Bilder siehst (Werke, Schirmer/Mosel, 176 Seiten, 78 Mark). Und natürlich stimmt das nicht. Fotografieren ist Inszenieren: einen Sinatra an der Bar, einen Ginsberg am Fenster, eine Björk wie eine Spieluhr-Prinzessin, einen Scorsese vor dem Glastürkreuz, einen Nicolas Cage mit Fernglas, einen nackten Lars von Trier mit Schubkarre, eine irgendwie angezogene Courtney Love im Meer. Und alle sehr allein. Ein Spiel nur: Gott hat alle seine Sterne ins Meer geworfen, und für eine Hundertfünfundzwanzigstelsekunde spielen sie mit. Spielen das Untergehen.

jal

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