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Airbus-Absturz: Atmosphäre der Unsicherheit

Was brachte die Maschine der Air France zum Absturz? Experten suchen nach Ursachen, rätseln auch – sie halten selbst eine Explosion nicht für ausgeschlossen.

Die Ungewissheit ist nicht nur für die Angehörigen fast unerträglich. Was brachte die Maschine der Air France zum Absturz? Wo es keine gesicherten Informationen gibt, schießen Spekulationen ins Kraut. Und es gibt Kritik an den Spekulationen, die in den Medien kursieren. Der Chef der französischen Ermittlungsbehörde BEA, Paul-Louis Arslanian, warnte am Mittwoch eindringlich vor wilden Spekulationen. „Wir wissen derzeit nichts“, sagte er. „Stellen Sie sich darauf ein, dass die Untersuchungen sehr lange dauern können!“ Viele Medien verbreiten viele Theorien und Expertenmeinungen. Erschwert wird die Situation dadurch, dass sich an den Spekulationen höchste Stellen beteiligen. Es fing an mit der Information der Air France, dass Blitzschlag die Ursache gewesen sein könnte.

Der französische Verkehrsminister Jean-Louis Borloo hat erklärt, für einen Terroranschlag gebe es keine Anzeichen, er sei aber nicht völlig ausgeschlossen. Auch bei früheren Anschlägen wie auf die PanAm-Maschine über dem schottischen Lockerbie 1988 hatte es kein Bekennerschreiben gegeben.

Der frühere Flugkapitän Jean Serrat hält einen Anschlag durchaus für möglich. „Die Behörden wollen nicht von Attentat sprechen, was ich durchaus verstehe“, sagte er im Rundfunk. „Doch wenn ein Flugzeug einfach so auf einen Schlag mitten im Atlantik verschwindet...“ Entweder sei der Tank explodiert, oder „absolut unvorstellbare Turbulenzen“ hätten das Flugzeug abstürzen lassen. „Oder es war vielleicht eine Bombe an Bord. Alles ist möglich.“ Ein Air-France-Pilot äußerte sich in einem anonymen Interview der Website „lefigaro.fr“ am Mittwoch ähnlich. Ein Totalausfall, bei dem auch alle Notstromsysteme versagten, sei möglich, wenn das Flugzeug von einer großen Bombe zerrissen werde, sagte er.

Eine größere Verbreitung kleinteiliger Trümmer deutet nach Ansicht von Flugsicherheitsexperten darauf hin, dass der Airbus bereits in großer Höhe auseinandergebrochen sein könnte. Wenn ein Flugzeug erst beim Aufprall auf die Meeresoberfläche oder gar bei einer versuchten Notwasserung zerschellt, sind die Überreste größer und auf ein wesentlich kleineres Gebiet verbreitet, hieß es. Nach wie vor gilt es in Fachkreisen als unwahrscheinlich, dass ein Blitzeinschlag oder heftige Turbulenzen allein für die Katastrophe verantwortlich sein können.

Für ein plötzliches Auseinanderbrechen der Maschine noch im Flug könnte nach Ansicht von Fachleuten auch die Tatsache sprechen, dass die Piloten offenbar keine Zeit mehr hatten, einen Notruf zu senden. Ein solche Zerstörung kann nur durch eine plötzliche Beschädigung der Druckkabine verursacht werden, wie sie beispielsweise durch einen Sprengkörper oder durch Materialermüdung ausgelöst werden kann. Materialermüdung ist im diesem Fall eher unwahrscheinlich, weil die Air France in Bezug auf Wartung einen sehr guten Ruf hat.

In der jüngeren Vergangenheit gab es zwei Fälle, wo Verkehrsflugzeuge ins Meer stürzten. Am 2. September 1998 stürzte eine McDonnell Douglas MD-11 der Swissair mit 229 Menschen vor Neuschottland (Kanada) ab, nachdem ein Kurzschluss in einem Kabel des Bordunterhaltungssystem einen Schwelbrand im Isoliermaterial der Kabinenverkleidung verursacht hatte, der zu spät bemerkt wurde und die Systeme des Flugzeuges außer Betrieb setzte. Am 31. Oktober 1999 stürzte eine Boeing 767-300 der EgyptAir vor der amerikanischen Küste in den Atlantik. Um die Ursache dieses Unglücks gab es heftigen Streit. Während die US-Behörden vermuten, dass ein im Cockpit befindlicher Pilot, der dienstfrei hatte, den Jet in Selbsttötungsabsicht zum Absturz brachte, sprechen die ägyptischen Behörden von einem vermuteten Defekt des Steuersystems.

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