zum Hauptinhalt

Panorama: Auf der Suche nach dem richtigen Film

Das Beraterteam der verschleppten und geflohenen Natascha Kampusch löst sich angeblich auf – die Medien geben noch keine Ruhe

„Auftrag für Natascha Kampusch erfüllt – Dank an Medien.“ Diese acht Worte stehen seit Mittwochmorgen auf der Homepage von Kampuschs Medienberater Dietmar Ecker, und irgendwie stimmt das auch. Der große Interviewreigen um die 18-Jährige, die achteinhalb Jahre von ihrem Entführer Wolfgang Priklopil gefangen gehalten wurde, ist vorbei, die ökonomische Verwertung im Sinne der Klientin fürs Erste auch. Medienberater Ecker geht wieder seinen normalen Aufträgen nach, Anfragen an Kampusch werden nun direkt von ihren Anwälten betreut, die jetzt auch nationale und internationale Medien, die rechtswidrig Screenshots des Kampusch-Interviews abdruckten, mit Schadenersatzklagen überziehen.

Natascha Kampusch selbst wird eine Woche nach ihrem Fernsehauftritt weiter im Wiener Allgemeinen Krankenhaus behandelt. Neben der psychologischen Betreuung werden zurzeit ihre extrem lichtempfindlichen Augen behandelt, außerdem steht ein Termin in der Zahnklinik des AKH an. Ende der Woche sollen die Untersuchungen abgeschlossen werden. – Doch was dann?

„Natascha braucht Ruhe“, sagt ihr Medienberater a. D. – deswegen wird derzeit in Wien eine Eigentumswohnung gesucht, die Kampusch für die Gewährung eines Exklusivinterviews in der „Kronen- Zeitung“ zugesagt bekommen hat. Nach einem längeren Urlaub wird sie diese Wohnung beziehen und soll dann mit einer Maturaschule beginnen.

Wirkliche Ruhe wird sie aber so schnell nicht finden können. Denn auch wenn das Medieninteresse an ihr bereits deutlich nachlässt, tauchen immer wieder neue Geschichten über sie auf: So interviewte der „Stern“ einen Wiener Polizisten, der erklärte, Kampusch habe bereits früher viele Fluchtmöglichkeiten gehabt, diese aber nicht genutzt. So sei sie mit Priklopil in eine Polizeikontrolle geraten und mit ihm auf einem Skiausflug gewesen, hätte aber nicht auf sich aufmerksam gemacht. Ganz so neu sind zumindest die Enthüllungen über den gemeinsamen Skiausflug zwar nicht – warum sie nicht geflohen ist, bleibt schwer zu erklären. Auch wenn die Antwort auf der Hand zu liegen scheint: Natürlich hat Natascha Kampusch zu Priklopil über die Jahre ein besonderes Verhältnis aufgebaut, sie will die Flucht auch lange geplant haben – die Entscheidung zum realen Schritt aus dem physischen und psychischen Gefängnis konnte ihr aber nicht leicht fallen.

Jetzt trudeln die ersten Anfragen nach Film- und Buchrechten ein. Gestern wurde ein serbisches Theaterstück angekündigt. 30 ernsthafte Interessenten, auch aus Amerika, zählt Medienberater Ecker auf – bis zu 1,5 Millionen Euro könnte Kampusch daraus erlösen. Ob sie tatsächlich einwilligt, entscheidet Kampusch laut Ecker selbst. Laut der Illustrierten „News“ hat sie dafür nur einen konkreten Wunsch: Sie möchte von Scarlett Johansson verkörpert werden.

Aber bis aus solchen Fantasien und Gerüchten Pläne werden, wird noch einige Zeit vergehen – wenn das große Interesse nicht doch zügig abnimmt und verebbt.

Markus Huber[Wien]

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false