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Panorama: Aufgestachelt zur Gewalt Geistlicher muss wegen Frauenfeindlichkeit ins Gefängnis

Die Misshandlung von Frauen ist in Spanien ein besonders heißes Eisen. Denn jedes Jahr sind es mehr geschlagene Ehefrauen, die bei der Polizei Anzeige gegen ihre Peiniger mit Ehering erstatten.

Die Misshandlung von Frauen ist in Spanien ein besonders heißes Eisen. Denn jedes Jahr sind es mehr geschlagene Ehefrauen, die bei der Polizei Anzeige gegen ihre Peiniger mit Ehering erstatten. Und so war der Aufschrei groß, als ein islamischer Geistlicher an der andalusischen Costa del Sol den Männern auch noch „Ratschläge" erteilte, wie man die Angetraute, welche gegenüber dem Ehemann „Fehler begeht“, verprügeln kann – ohne Spuren zu hinterlassen. Nun verurteilte ein Gericht den Moscheevorsteher des südspanischen Ortes Fuengirola zu 15 Monaten Gefängnis wegen „Aufstachelung zur Gewalt“ gegen Frauen.

Die Empfehlungen, die Mohammed Kamal Mustafa (44) mittels seines Büchleins „Die Frau im Islam“ in der islamischen Glaubensgemeinschaft in Spanien verbreitete, lesen sich wie Auszüge aus einem Handbuch für solche Folterknechte, die nicht von der Justiz erwischt werden wollen: „Die Schläge müssen auf bestimmte Körperteile erfolgen wie die Beine und die Hände, sie sollten mit einer nicht zu dicken Rute ausgeführt werden. Das heißt, sie sollte dünn und leicht sein, damit sie keine Narben und blaue Flecken am Körper hinterlässt.“ Und: „Man sollte nicht die sensiblen Teile des Körpers schlagen (das Gesicht, die Brust, den Leib, den Kopf, usw.).“ Dass die Strafanzeige von rund 100 spanischen Frauenverbänden gegen den radikalen Prediger nun zu dem Aufsehen erregenden Urteil führte, hat der gebürtige Ägypter auch folgendem zynischen Satz zu verdanken: „Die Schläge sollten nicht fest und hart sein, weil das Ziel ist, die Frau psychisch leiden zu lassen und nicht zu erniedrigen oder körperlich zu misshandeln.“ Das Gericht nahm dem Geistlichen auch übel, dass er „nicht die geringste Absicht zeigt, sich zu korrigieren“. Die Äußerungen des Imams forderten zu einer „entwürdigenden Behandlung“ der Frauen auf und seien ein Attentat gegen das „Recht auf körperliche und seelische Unversehrtheit“. Der Prediger, der verheiratet ist und fünf Kinder hat, sieht sich derweil als Opfer einer Kampagne gegen seinen Glauben. „Man hat dem Islam den Prozess gemacht", teilte sein Rechtsanwalt mit, der zugleich Berufung ankündigte.

Die Vereinigung islamischer Frauen in Spanien distanzierte sich empört von dem islamischen Vorbeter, dessen fundamentalistische „Interpretation“ nicht durch die Worte des islamischen Propheten Mohammed gedeckt seien. Denn dieser „beschützte uns vor häuslicher Misshandlung“. Der Verurteilte Gotteskrieger, dessen „diskriminierendes“ Buch vom Gericht beschlagnahmt wurde, meinte derweil, seine „Reflexionen“ über den Islam seien „missverstanden“ worden.

Ralph Schulze[Madrid]

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