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Das Silvesterfeuerwerk in Sydney soll das teuerste der Welt gewesen sein.

© REUTERS

Australien: Die Party und das Wasser

Australien feierte den Jahreswechsel mit dem größten Feuerwerk der Welt – während Hunderttausende unter den Fluten leiden.

Die einen feierten ausgelassen das neue Jahr, die anderen flüchteten vor den Wassermassen. Auf der einen Seite beging die australische Hafenstadt Sydney den Jahreswechsel mit einem Riesenfeuerwerk, das angeblich das teuerste und größte der Welt gewesen sein soll. Massenweise Fans hatten die Nacht über am Ufer campiert, um sich die beste Sicht auf das 5 Millionen Dollar teure Lichtspektakel zu sichern.  

Australien erlebte aber auch einen Jahreswechsel, der für Hunderttausende alles andere als glücklich war.

Mittags verließ das letzte kommerzielle Flugzeug Rockhampton, dann wurde der Flughafen geschlossen. Die Stadt im Nordosten Australiens steht zum Jahresauftakt vor einer „Flutkatastrophe biblischen Ausmaßes“, wie ein Minister des Bundeslandes Queensland am Samstag sagte. Neben den 75 000 Einwohner Rockhamptons sind noch weit über 100 000 weitere Menschen von der schlimmsten Überschwemmung auf dem fünften Kontinent seit 50 Jahren betroffen.

Zu den Überschwemmungen, die mindestens eine Fläche von der Größe Deutschlands und Frankreichs bedecken, kommt jetzt noch eine Sturmwarnung hinzu. Vor der Küste im Westen des Landes sei wegen einer Zyklonwarnung die Ölproduktion ausgesetzt worden, teilten die Konzerne Woodside Petroleum, Apache Energy und Chevron Australia am Samstag mit. Das australische Wetteramt hatte zuvor gewarnt, der Sturm könne sich zu einem Zyklon verstärken.

In den Überschwemmungsgebieten warnten die Behörden vor Schlangen und Krokodilen in den überschwemmten Häusern. Auch die Wirtschaft ist vom Hochwasser betroffen. Einer der wichtigsten Ausfuhr-Häfen für Zucker musste ebenso geschlossen werden wie zahlreiche Kohleminen. Unternehmen wie Anglo American und Rio Tinto mussten ihren Betrieb verlangsamen oder ganz einstellen.

Auch Königin Elizabeth II., das nominelle Staatsoberhaupt der konstitutionellen Monarchie Australien, hat ihr Mitgefühl mit den Betroffenen ausgedrückt. Ortschaften mussten evakuiert werden, die Polizei hat vielerorts die Befugnis, Einwohner auch gegen deren Wunsch aus ihren Häusern zu holen. Das war in Theodore erst gar nicht notwendig, weil alle 300 Bewohner des Dorfes freiwillig in Auffanglager geflüchtet waren. Dort müssen sie nun voraussichtlich sogar eine zweite Woche verbringen, nachdem eine zweite Flutwelle nach tagelangen Regenfällen die Rückkehr unmöglich gemacht hatte.

„Wir wissen nicht, wann wir in unsere Häuser zurückkehren können“, sagte Bürgermeister John Hooper. Nach Vorhersagen der Meteorologen müssen sich die Vertriebenen wohl noch mindestens bis Mitte nächster Woche gedulden. Dann wird für den Fitzroy-Fluss in Rockhampton der höchste Stand erwartet. Bürgermeister Brad Carter hält es für möglich, dass seine Stadt dann von der Umwelt abgeschnitten und für zehn Tage zumindest auf dem Landwege gar nicht mehr zu erreichen sein wird.

Rockhampton ist das Zentrum für die umliegende Landwirtschaft, in trockeneren Zeiten ein Ziel von in- und ausländischen Touristen sowie ein wichtiger Militärstützpunkt. In manchen Orten geht den Bewohnern auch mitten in einem Meer von Wasser das Trinkwasser aus, weil die Aufbereitungsanlagen nicht mehr arbeiten. Viele Farmen in abgelegenen Gegenden werden bereits aus der Luft versorgt.

Die Katastrophe hat so schwere Konsequenzen, dass die Regierung sogar ihre nächste Zukunftsprojektion für die Wirtschaft verschoben hat. Schon jetzt ist die Rede von Schäden in Höhe von mehreren Milliarden Euro. mit rtr

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