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Australien im Outback: Der Dingo war es

Vor 30 Jahren verschwand das Baby Azaria bei einem Campingurlaub. Die Mutter wurde des Mordes verdächtigt und saß sechs Jahre im Gefängnis. Bis das Urteil aufgehoben wurde. Ein Gericht hat den Fall jetzt geschlossen: Windhunde sollen das Kind verschleppt haben.

Mehr als 30 Jahre nach dem mysteriösen Verschwinden des erst wenige Wochen alten Babys Azaria im australischen Outback hat ein Gericht in Darwin einen Schlussstrich unter den Fall gezogen. Untersuchungsrichterin Elizabeth Morris urteilte am Dienstag, es gebe hinreichende Beweise dafür, dass ein Wildhund die kleine Azaria Chamberlain 1980 während eines Campingurlaubs aus dem Zelt ihrer Eltern verschleppt habe. „Ihr Tod war eine Folge davon, dass sie von einem Dingo angegriffen und verschleppt wurde“, sagte die Richterin. Die Familie könne nun sofort eine Sterbeurkunde für Azaria mit dem Dingo-Angriff als Todesursache erhalten.

Die blutige Kleidung der neun Wochen alten Azaria war nach ihrem Verschwinden in dem Gebiet um den Uluru – dem Steinmassiv in Zentralaustralien, das früher Ayers Rock hieß – entdeckt worden. Das Baby selbst wurde nie gefunden. Azarias Mutter Lindy hatte von Anfang an behauptet, dass ein Dingo ihr Kind verschleppt habe, während der Rest der Familie bei einem Lagerfeuer gesessen habe. Doch ihre Darstellung wurde angezweifelt, schnell geriet sie selbst in Verdacht. 1982 wurde Lindy Chamberlain wegen Mordes verurteilt, ihr Mann Michael wegen Beihilfe.

Sechs Jahre später wurden die Urteile aufgehoben, nachdem ein weiteres Kleidungsstück des Kindes in der Nähe eines Dingo-Baus entdeckt worden war und sich vermeintliche Blutspuren im Auto der Eltern als Schalldämpfer-Spray entpuppt hatten.

Nach der Urteilsverkündung am Dienstag brach die mittlerweile geschiedene und wieder verheiratete Lindy Chamberlain-Creighton in Tränen aus und umarmte zahlreiche Verwandte und Unterstützer. „Wir sind erleichtert und erfreut, dass diese Geschichte nun ein Ende hat“, sagte sie und warnte alle Australier vor den Gefahren, die von Dingos ausgehen. Michael Chamberlain dankte der „mutigen und unabhängigen Richterin“. Es sei ein furchtbarer Kampf gewesen, die Wahrheit um Azarias Tod auch gerichtlich zu beweisen. „Es hat zu lange gedauert“, fügte er hinzu.

Der Fall hat auch Hollywood inspiriert: 1988 kam die Verfilmung des Dramas als „A Cry in the Dark“, auch bekannt als „Evil Angels“, mit Meryl Streep in die Kinos. In der deutschen Fassung trägt der Film den Titel „Ein Schrei in der Dunkelheit“. dpa

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