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Nobelpreis

© dpa

Bestechungsverdacht: Staatsanwalt ermittelt gegen Nobelkomitees

Mitglieder des Nobelkomitees stehen unter Verdacht, mehrere von der chinesischen Regierung angebotene Gratisreisen zu leichtfertig akzeptiert zu haben. Die Staatsanwalt prüft, ob der Tatbestand der passiven Bestechung erfüllt ist.

Die Staatsanwaltschaft in Stockholm ermittelt wegen mehrerer Gratis-Reisen nach China gegen Mitglieder in schwedischen Nobelkomitees. Wie ein Behördensprecher am Donnerstag im Rundfunksender SR angab, handele es sich vorerst um Vorermittlungen wegen Verdachts auf passive Bestechung. Vorausgegangen waren Medienberichte, wonach drei führende Mitglieder der jeweiligen Jurys für den Medizin-, Physik- und Chemie-Nobelpreis auf Einladung und Kosten der chinesischen Regierung nach Peking gereist waren.

Sie trafen sich dort sowohl mit Funktionären wie mit bekannten Wissenschaftlern und berichteten oder führten Gespräche über die Vergabepraxis bei Nobelpreisen. Chinas Regierung propagiert immer wieder den Gewinn von Nobelpreisen aus Stockholm als wichtiges Prestigeziel für die heimischen Wissenschaften.

Ein Grenzbereich

Vertreter der betroffenen Komitees bestätigten die Einladungsreisen in den letzten beiden Jahren. Sie wiesen den Vorwurf der Bestechung zurück. "Allerdings sind wir hier in einem Grenzbereich, und im Nachhinein sieht man alles etwas anders", sagte ein Sprecher weiter. Der Chef des staatlichen Stockholmer "Institutes gegen Korruption", Claes Sandgren, meinte im Rundfunk: "Es ist gut, dass hier ermittelt wird. Bei den Nobelpreisen muss es eine absolut wasserdichte Mauer gegen alle Versuche zur Beeinflussung geben."

Kurz vor der Verleihung der diesjährigen Nobelpreise am 10. Dezember war auch der Vorwurf laut geworden, dass bei der Vergabe des Medizinpreises an den deutschen Krebsforscher Harald zur Hausen Interessen von Pharmakonzernen beim Verkauf von Impfstoffen eine Rolle gespielt haben könnten. Hintergrund ist die Tätigkeit eines Jurymitglieds für den Konzern Astra Seneca. Zur Hausen bekam eine Hälfte des mit zehn Millionen Kronen (950.000 Euro) dotierten Nobelpreises für die Erforschung der Rolle des humanen Papillomvirus bei der Entstehung von Gebärmutterhalskrebs. (ah/dpa)

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