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Polizisten führen einen Verdächtigen ab. Rund sieben Monate nach seinem vermeintlichen Ertrinken in der Ostsee hatten Ermittler den Kieler im Dezember 2019 auf dem Dachboden im Haus seiner Mutter entdeckt.

© dpa/M. Schäfer

Betrug in Millionenhöhe: Vorgetäuschter Tod auf Ostsee wird neu verhandelt

Erst wird ein Motorboot gekauft, kurz danach versenkt und schließlich ein Mann für tot erklärt. Doch seine Lebensversicherung zahlte trotzdem nicht.

Das Landgericht in Kiel hat sich am Freitag mit dem vorgetäuschten Tod eines Mannes in der Ostsee befasst. Dabei muss sich ein Ehepaar erneut wegen versuchten Versicherungsbetruges in 13 Fällen verantworten. Die vorausgegangenen Freisprüche waren vom Bundesgerichtshof in Leipzig aufgehoben worden.

Das Ehepaar aus Kiel soll im Oktober 2019 den Tod des Mannes durch ein Bootsunglück vorgetäuscht haben, um so gut vier Millionen Euro von Lebens- und Unfallversicherungen ausgezahlt zu bekommen.

Dafür sollten insgesamt 14 Versicherungsverträge zu Geld gemacht werden. Nur in einem dieser Fälle gab es im Februar 2021 eine Verurteilung zu Bewährungsstrafen, in 13 weiteren Fällen die nun aufgehobenen Freisprüche.

Motorboot gekauft, um es zu versenken

Wie der NDR berichtet, schaffte sich das Ehepaar für den Betrug extra ein Motorboot an, das auf der Ostsee sinken sollte. Drei Tage nach dem fiktiven Unfall habe die Ehefrau ihren Mann bei der Polizei als vermisst gemeldet.

Die Beamten konnten das gekenterte Motorboot vor Schönberg (Kreis Plön) finden, schöpften jedoch Verdacht, da keine Leiche gefunden werden konnte, berichtet der NDR weiter. Ein Gutachter habe feststellen können, dass das gesunkene Boot vorher manipuliert wurde.

Außerdem verlangten die Versicherungen eine Sterbeurkunde und stellten sich nicht mit der einfachen Todesmeldung der Polizei zufrieden. Geld aus den 14 Versicherungen wurde deshalb nie ausgezahlt. Die Lebensversicherungen in Millionenhöhe hatten sie bereits 2018 zugunsten der Frau sowie der Mutter abgeschlossen.

Während der Mann weiterhin als vermisst galt, soll er sich mehrere Monate lang in Hamburg sowie bei seiner Mutter im niedersächsischen Schwarmstedt im Heidekreis versteckt haben. Dort konnten Spezialkräfte der Polizei den Mann im Mai 2020 auf dem Dachboden seiner Mutter festnehmen.

Bei dem neu aufgerollten Prozess zieht zudem die Staatsanwaltschaft nach Angaben des Richters zumindest für den Ehemann eine Bewährungsstrafe nicht mehr in Betracht – er muss hingegen mit einer Haftstrafe rechnen.

Laut Verteidigung wollen sich die Angeklagten zunächst nicht äußern. Für den neu aufgerollten Prozess sind zehn Termine angesetzt. Der letzte ist bislang für den 5. Mai geplant. (dpa)

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