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Kardinal Lehmann

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Bischofskonferenz: Kardinal Lehmann zieht Bilanz

Am kommenden Dienstag findet in Würzburg die Deutsche Bischofskonferenz statt, auf der ein Nachfolger für Kardinal Karl Lehmann gefunden werden soll. Nach 21 Jahre Amtszeit zieht der Vorsitzende der Bischöfe Bilanz - mit Licht und Schatten.

"Rückschläge und Umwege gehören dazu", sagt er, besonders im Hinblick auf die Entwicklung der Ökumene. Deren Bilanz ist aber besser, als man denkt. "An eine gemeinsame Abendmahlsfeier habe ich bei allen Fortschritten in dieser Zeit jedoch noch nicht gedacht." Aber es gibt zu dem bisher eingeschlagenen Weg der Suche nach sichtbarer Einheit keine Alternative.

Als Hauptziel seiner jetzt zu Ende gehenden Amtszeit nennt er die Umsetzung des zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) im Alltag der Kirche. Lehmann, der in Gesellschaft und Politik gleichermaßen hohes Ansehen genießt, wendet sich gegen den Begriff einer "Ära Lehmann". Denn Anfang und Ende seiner Verantwortungszeit "sind ja ein Stück weit zufällig".

1987 folgt Lehmann Kardinal Höffner nach

Lehmann war 1987 als Nachfolger des erkrankten Kardinals Joseph Höffner zum Vorsitzenden gewählt worden. Im Januar nun hat der 71-Jährige wegen Herzrhythmusstörungen, einer "lebensbedrohlichen Erkrankung" wie er selber sagt, seinen Rücktritt zum 18. Februar erklärt. "Ich habe insgesamt Glück gehabt. Es geht mir auch ziemlich gut. Aber es war ein nicht zu übersehender Schuss vor den Bug", meint Lehmann jetzt. Sein Nachfolger wird in Würzburg bei der Frühjahrsvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz gewählt. Chancen werden dem neuen Münchner Erzbischof Reinhard Marx (54) und dem Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch eingeräumt.

"Auf jeden Fall wollte ich eine weitere Etappe der Rezeption des Zweiten Vatikanischen Konzils und der Gemeinsamen Synode der Bistümer in der Bundesrepublik Deutschland aktiv begleiten und fördern, besonders unter den konkreten Bedingungen der neu gewonnenen deutschen Einheit und der Jahrtausendwende, die eigene Akzente schufen. Davon war vieles bestimmt", resümiert Lehmann.

Zum Streit um die Schwangerenkonfliktberatung, aus der Papst Johannes Paul II. gegen den Willen der deutschen Bischöfe 1999 den Ausstieg durchsetzte, sagt Lehmann, dass er damals enttäuscht war, "aber ohne Gedanken an einen Rücktritt". Sein Ziel blieb es, vor allem für die Annahme der ungeborenen Kinder durch die Mütter und alle Beteiligten weiterzukämpfen. "Deshalb geht unsere Beratungstätigkeit in anderen Formen sogar noch verstärkt weiter." Enttäuscht ist er auch deshalb nicht zu sehr, "weil ich bei Papst Johannes Paul II. und beim heutigen Papst mit meiner anderen Ansicht immer offen angehört und respektiert wurde. Immerhin hat mich Papst Johannes Paul II. ein gutes Jahr später ohne irgendeinen zwingenden Grund und wohl auch gegen manche Widerstände zum Kardinal ernannt."

Wichtige Werte: Grundsatzfestigkeit, Seriosität, Verlässlichkeit und Offenheit

Auf die Frage, ob die Bischofskonferenz zunehmend auseinanderdriftet angesichts der Vielstimmigkeit bischöflicher Äußerungen, meint Lehmann: "Jeder verantwortet das, was er sagt, auch wenn es gelegentlich nach meiner Auffassung der Bischofskonferenz und der Kirche schadet."

Als Aufgabe des Vorsitzenden nennt Lehmann die Integration nach innen, die Stärkung der Präsenz der Kirche in der Gesellschaft - nach Möglichkeit auch ökumenisch - und die Verknüpfung der deutschen Kirche mit dem Zentrum in Rom und mit der Weltkirche - nicht zu vergessen die Partner in der Europäischen Union. Die Rolle des Vorsitzenden "darf man nicht überschätzen". Er sieht sich nicht einmal "primus inter pares" (Erster unter Ranggleichen), sondern eher als Moderator des gemeinsamen Austausches. Anerkennung und Autorität gewinnt er jedoch viel durch das Auftreten in der Öffentlichkeit. "Grundsatzfestigkeit, Seriosität, Verlässlichkeit und Offenheit sind wichtig." (sba/dpa)

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