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Blacksburg-Massaker: Virginia Tech nimmt Lehrbetrieb wieder auf

Eine Woche nach dem Massaker von Blacksburg mit 33 Toten hat sich die Virginia Tech um die Rückkehr zum Alltag bemüht. Nach einem Bericht hat der Todesschütze 175 Schüsse innerhalb einer Viertelstunde abgefeuert.

Blacksburg - Am Montag sollte der Lehrbetrieb nach einer Schweigeminute und nach Glockengeläut für die Opfer wieder aufgenommen werden, die Sportveranstaltungen hatten bereits am Wochenende begonnen. Die tausenden Studenten, die am Sonntagabend auf den Campus zurückkehrten, waren allerdings noch sichtlich von den Ereignissen gezeichnet. In Washington erinnerte ein Trauergottesdienst an die 32 Opfer. Die Waffenlobby forderte indes eine stärkere Bewaffnung der Bevölkerung.

Die zurückkehrenden Studenten begrüßten sich mit Umarmungen, einige weinten. Manche Studenten wurden von ihren Eltern zurück an den Ort des schrecklichen Geschehens gebracht. Der Campus hatte eine Woche lang wie ausgestorben dagelegen, seit der Amokschütze Cho Seung-Hui am Montag vergangener Woche 32 Menschen und sich selbst erschossen hatte. Die Universität hatte daraufhin die Lehrveranstaltungen ausgesetzt.

33. Gedenkstein für Todesschützen

Zum Auftakt der neuen Woche wollte die Virginia Tech am Montagmorgen zunächst eine Schweigeminute einlegen. Für jedes der 32 Opfer sollte eine Glocke läuten. 32 weiße Luftballons sollten in den Himmel aufsteigen, gefolgt von tausend Ballons in den Universitätsfarben orange und braun. Mittlerweile erinnern auf dem Universitätsgelände Steine für jedes der Opfer und ein 33. Stein für den Amokschützen an das Massaker. Nach dem extremen Medienandrang in der vergangenen Woche sollten Reporter und Kameraleute aus den Unterrichtsräumen ferngehalten werden.

Zahlreiche Studenten und Lehrkräfte sowie Universtitätspräsident Charles Steger nahmen am Sonntag an einem Gottesdienst zu Ehren der Toten in der National Cathedral in Washington teil, während Kirchengemeinden im ganzen Land der Opfer gedachten. "Wir sind noch im Trauerprozess, aber Bemühungen wie diese Veranstaltung helfen uns, im Heilungsprozess voranzuschreiten", erklärten Vertreter der Virginia Tech anlässlich des Gottesdienstes in der Hauptstadt. Studenten trugen 33 Kerzen in die National Cathedral. Pfarrer Howard Anderson sagte, angesichts des schrecklichen Vorfalls sei es schwierig, am Glauben festzuhalten. "Es ist, als ob der Gott, an den viele von uns glauben, in Urlaub gegangen ist und aufgehört hat, auf die aufzupassen, die zu ihm beten."

"Die Gemeinschaft braucht etwas zu tun"

Die Universität nahm bereits am Wochenende wieder die Sportveranstaltungen auf. Am Wochenende traten verschiedene Mannschaften der Virginia Tech gegen die Teams anderer Universitäten an. Sportdirektor Jim Weaver begründete die nach eigenen Aussagen schwere Entscheidung damit, dass die Spiele helfen könnten, die Wunden zu heilen. "Die Gemeinschaft braucht etwas zu tun", sagte er. Der Trainer des Frauen-Softball-Teams, Scot Thomas, pflichtete ihm bei: "Es gibt keine Ereignisse, die Menschen (...) so zusammenbringen wie Sport", sagte er, nachdem seine Mannschaft in drei Spielen die Ränge gefüllt hatte.

Laut einem Bericht der britischen Zeitung "Sun" hatte der aus Südkorea stammende Englischstudent Cho bei seiner Bluttat innerhalb einer Viertelstunde mehr als 175 Schüsse auf Kommilitonen und Lehrkräfte abgegeben. Bei dem Massaker handelte es sich um den schlimmsten Amoklauf in der Geschichte der USA. Die Tat hatte Rufe nach strengeren Waffengesetzen lauter werden lassen.

Die US-Waffenlobby sieht sich eigenen Angaben zufolge jedoch durch das Massaker von Blacksburg gestärkt. Philip Van Cleave, Vorsitzender des Bündnisses für Bürgerverteidigung von Virginia, führte das Waffenverbot auf dem Campus als Grund für die vielen Todesopfer an. "Niemand konnte sich selbst verteidigen", sagte er. Universitätsangehörige dagegen kritisieren, dass der als psychisch krank bekannte Cho problemlos die beiden Handfeuerwaffen kaufen konnte, mit denen er das Blutbad anrichtete. (tso/AFP)

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