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Panorama: Bohrer "Trude" hat die Unterwelt wieder verlassen

Hamburgs Bürgermeister Ortwin Runde, Bausenator Eugen Wagner und eine Schar von Medienleuten blickten am Donnerstagmorgen gespannt in einen großen Schacht im Hamburger Stadtteil Othmarschen. Dort war der Riesenbohrer "Trude" an die Oberwelt zurückgekehrt, nachdem er sich zweieinhalb Jahre lang über 2560 Meter unter der Elbe hindurch gefressen und Platz für die vierte Röhre des Elbtunnels geschaffen hatte.

Hamburgs Bürgermeister Ortwin Runde, Bausenator Eugen Wagner und eine Schar von Medienleuten blickten am Donnerstagmorgen gespannt in einen großen Schacht im Hamburger Stadtteil Othmarschen. Dort war der Riesenbohrer "Trude" an die Oberwelt zurückgekehrt, nachdem er sich zweieinhalb Jahre lang über 2560 Meter unter der Elbe hindurch gefressen und Platz für die vierte Röhre des Elbtunnels geschaffen hatte. Langsam lief das schlammige Wasser ab, und das glänzende stählernde Schneiderad des insgesamt 60 Meter langen technischen Riesen wurde sichtbar. Dann konnten die ersten Tunnelbauer trockenen Fußes durch die Röhre vom Südufer der Elbe bis nach Othmarschen im Norden gehen. Der schwierigste Bauteil zur Errichtung der neuen Röhre für den überlasteten Elbtunnel ist damit weitgehend abgeschlossen.

Im Jahr 2003 sollen die ersten Autos durch die neue Tunnelröhre rollen. Dann wird es auch höchste Zeit, denn die vor 25 Jahren fertiggestellten drei Röhren sind seit langer Zeit dem Ansturm der PKWs und Lastwagen nicht mehr gewachsen. Für 60 000 bis 70 000 Fahrzeuge pro Tag in beiden Richtungen war der Tunnel ursprünglich ausgelegt. Heute fahren bis zu 120 000 Fahrzeuge täglich durch das Nadelöhr. Und die Zahl der Lastwagen wird weiter anwachsen, weil die skandinavischen Länder inzwischen ihre Waren nicht mehr auf Fähren schicken müssen, sondern demnächst den Weg von Südschweden über Dänemark auf hohen Brücken über die Ostsee rollen.

Ohne "Trude" wäre das gewaltige Werk nicht so schnell vorangekommen. 2600 Tonnen wiegt der Riese mit der Höhe eines mehrstöckigen Hauses. Mit 111 Schalmessern und 31 sogenannten Diskenmeißeln hat er sich unter dem Strom hindurchgearbeitet. Nicht alles ging dabei glatt. "Besonders der hohe Wasserdruck und die ungleichmäßigen Bodenformationen haben uns Schwierigkeiten gemacht", heißt es bei der Projektleitung. Immer wieder stieß die Bohrung auf große Steine und Findlinge aus Eiszeiten. Besonders heikel wurde es, als sich ein Krater bildete und vier Arbeiter über einen Nottunnel gerettet werden mussten. Inzwischen ist das alles vergessen. Letztlich gelang es, die geplante Bauzeit für die insgesamt 3,1 Kilometer lange Röhre weitgehend einzuhalten. An den Baukosten von fast einer Milliarde Mark hat sich auch nichts Wesentliches verändert. Projektleiter Karl-Heinz Krüger resümiert in norddeutscher Kühle: "Einige Dinge sind teurer geworden als geplant, andere dafür billiger."

Karsten Plog

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