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Rob Ford tritt nach zweimonatiger Drogenkur wieder vor die Presse.

© AFP

Bürgermeister von Toronto: Rob Ford - warum der Verrückte geliebt wird

Nach zweimonatigem Entzug tritt Torontos Bürgermeister Rob Ford wieder vor die Presse. Im vergangenen Herbst hatte er zugegeben, betrunken Crack konsumiert zu haben. Nun ist er rehabilitiert – auch auf der Beliebtheitsskala der Bürger. Wie ist das möglich?

Rob Ford, der Skandal-Bürgermeister von Toronto, ist zurück auf der Bühne. Nach zweimonatiger Entziehungskur trat er reuig vor die kanadische Presse und erklärte, er sei „beschämt, betreten und gedemütigt“. Er bekannte, dass er sein Alkohol- und Drogenproblem viel zu lange geleugnet habe. Sagte, dass er während der Kur seinen eigenen Dämonen begegnet sei. Dass er nun endlich wieder die Kontrolle über sein Leben habe. Dass es ihm wirklich, wirklich Leid tue. Und – dass wir ja glücklicherweise in einer aufgeklärten Gesellschaft leben würden, die wisse, dass man Menschen eine zweite Chance geben muss.

Genau auf diese Chance hofft Ford, wenn er sich im Herbst dieses Jahres als Bürgermeister von Toronto im Amt bestätigen lassen will. Schlecht sieht es für ihn nicht aus. Während die Medien und seine Gegenkandidaten seine Rückkehr kritisch aufnehmen, ist Fords Beliebtheit in der Öffentlichkeit ungebrochen. In neuesten Umfragen kletterte er im Bürgermeisterrennen wieder auf Platz zwei, nur wenige Prozentpunkte liegt er noch hinter der stärksten Kandidatin Olivia Chow.

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Crack-Konsum und Pöbelei

Das ist durchaus beeindruckend. Ebenso so wie die Länge der Liste von Fords Ausrutschern und Skandalen. Neben diversen Alkoholeskapaden, Beschimpfungen von Reportern und homophoben sowie rassistischen Äußerungen, sorgte insbesondere Fords Crack-Konsum für einen handfesten Skandal. Einen der, so möchte man meinen, hierzulande jeden Politiker sein Amt gekostet hätte. Nach wochenlangen Recherchen der kanadischen Zeitung „The Star“, die ein Video mit einem Crack-Pfeife rauchenden Ford ausgrub, hatte dieser im Herbst vergangenen Jahres nach zahlreichen Dementis eingestanden, „im Vollrausch“ Crack konsumiert zu haben.

Auch in puncto Imagepflege zeigte Ford auffälliges Verhalten: Als in einem Talk des Radiosenders AM640 über das Video debattiert wurde, meldete sich ein diskussionsfreudiger Anrufer im Studio. “Ian from Etobicoke”, wie er sich selbst vorstellte, erklärte in einem flammenden Playdoyer, die persönlichen Probleme des Bürgermeisters gingen niemanden etwas an. Dumm nur, dass der Moderator noch während des Gesprächs „Ian“ als „Rob“ entlarvte, worauf dieser den Hörer zügig wieder auflegte.

Rob Ford beschimpft Reporter.
Rob Ford beschimpft Reporter.

© Reuters

Bürgernähe als Kernkompetenz

Ford ist in breiten Teilen der Öffentlichkeit noch immer beliebt. Trotz seiner Ausfälle, trotz aller Peinlichkeit, trotz Kampagnen wie "Anyone’s better than Rob Ford". Man möchte fast meinen – gerade deswegen? In einem Beitrag für die BBC schrieb die kanadische Journalistin Lorraine Mallinder nach Fords Drogenskandal: „Ob Sie in lieben oder hassen – Rob Ford ist kein gewöhnlicher Politiker.“ Seine Popularität sei aus dem Konflikt zwischen den Städtern und den Vororten entstanden; letzteren habe er mit seiner rauen und polternden Art und seinem stramm konservativen Programm, seinem Anti-Staatszentrismus und unbeirrten Niedrigsteuerforderungen voll aus der Seele gesprochen. 

Marci Mc Donald, Journalistin für das Magazin Toronto Life, erklärt Fords Erfolg mit der unhinterfragten Loyalität der so genannten Ford Nation. Das Konzept dahinter sei simpel: Eine breite Gruppe von hart arbeitenden, biertrinkenden Männern stellt sich geschlossen hinter einen "ganz normalen Typen". Dieser „ganz normale Typ“, Rob Ford, sei die Antithese zu jedem imagewahrenden Politiker. Tollpatschig, ja, aber auch authentisch, bürgernah, genau so, wie seine Wähler. Er beantworte seine Anrufe selbst, ebenso wie er sein Auto selbst fahre, und nicht, wie andere Politiker, in einer Limousine mit Chauffeur. Wenn einer seiner Bürger ein Problem habe, dann gehe Ford kurzerhand bei ihm zu Hause vorbei.

So ist kaum jemand überrascht, dass dieser Mann mit seiner ungebändigten Energie wieder zurück auf die politische Bühne tritt.

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