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Celle

© dpa

Celle: Misshandelter Häftling wollte schon früher in Einzelzelle

In der Haftanstalt Celle wurde ein 28-Jähriger, der wegen Schwarzfahrens einsaß, von seinen beiden Zellengenossen schwer misshandelt und vergewaltigt. Wie nun herauskam, hatte das Opfer schon zuvor um eine Einzelzelle gebeten - war aber abgewiesen worden.

Der von Zellengenossen brutal misshandelte 28 Jahre alte Häftling aus der Haftanstalt Celle-Salinenmoor wollte schon kurz nach der Zusammenlegung mit seinen späteren Peinigern in eine Einzelzelle. "Man hat ihm signalisiert, dass keine Einzelzelle frei sei", sagte Oberstaatsanwalt Bernd Kolkmeier. Den "nicht näher begründeten" Wunsch nach Einzelhaft habe der 28-Jährige "ein paar Tage nach dem Einzug" am 11. Januar geäußert. In der Nacht vom 19. auf den 20. Januar soll der Mann von den 28 und 33 Jahre alten Zellengenossen mit Tritten und Schlägen lebensgefährlich verletzt worden sein. Zudem vergewaltigte der 33-Jährige das Opfer laut Anklage.

Von ihrer Aufforderung, der 28-Jährigen solle sich in der Tatnacht mit einem aus Geschirrtuchfetzen geknoteten Strick am Fensterrahmen selbst erhängen, ließen die beiden Männer ab. Kurz nach der Tat hatte das Opfer laut Staatsanwaltschaft erneut nach einer Einzelzelle gefragt - ohne Erfolg. Die schweren Misshandlungen seien damals nicht zu erkennen gewesen.

Opfer verbrachte weitere Nacht mit mutmaßlichen Tätern in einer Zelle

"Ich kann nicht genau nachvollziehen, wann der Wunsch geäußert worden ist, wahrscheinlich am Sonntag", sagte Kolkmeier. "Er hat dann noch eine weitere Nacht in der alten Zelle verbracht." Am Montag offenbarte er sich schließlich einem Mithäftling. Daraufhin wurde der 28-Jährige, der bei mehr als 50 Schlägen allein an den Kopf lebensgefährliche innere Blutungen erlitten hatte, vom Anstaltsarzt untersucht, der auch einen Jochbeinbruch feststellte. "Für die Anstalt ist das erstmals am Montag sichtbar geworden, als die blutunterlaufenen Augen zutage traten", sagte der Staatsanwalt.

Den Anlass für die brutale Attacke hält Kolkmeier für kaum nachvollziehbar: Die Angreifer hätten sich an nicht näher genannten Angewohnheiten ihres Opfers gestört, das acht Monate wegen Schwarzfahrens absitzen muss. Es soll auch Unstimmigkeiten wegen der Reinigung der Zelle gegeben haben. Alle hätten aber ursprünglich ihr Einverständnis zur Unterbringung in einer Gemeinschaftszelle gegeben.

Die meisten Häftlinge sitzen in Einzelzellen

78 Prozent der Gefangenen in Niedersachsen sind nach Angaben des Justizministeriums einzeln untergebracht. Eine Mehrfachbelegung ist unter anderem auf eigenen Wunsch von Häftlingen und bei suizidgefährdeten Gefangenen möglich. Nach dem neuen niedersächsischen Justizvollzugsgesetz ist eine gemeinsame Unterbringung außerdem zulässig, wenn "die räumlichen Verhältnisse der Anstalt dies erfordern".

Der bereits mehrfach vorbestrafte 33 Jahre alte mutmaßliche Haupttäter sitzt wegen Vermögensdelikten, Erpressung und Körperverletzung eine Freiheitsstrafe von fünf Jahren ab. Der 28 Jahre alte mutmaßliche Komplize verbüßt eine Freiheitsstrafe wegen Diebstahls, Nötigung und Körperverletzung. (jvo/dpa)

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