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Der Hauptangeklagte (l.) im sogenannten Cyberbunker-Prozess spricht mit seinem Verteidiger.

© dpa/Harald Tittel

Update

Darknet-Rechenzentrum in Ex-Bundeswehrobjekt: Betreiber von „Cyberbunker“ erhalten mehrjährige Haftstrafen

Die Beschuldigten betrieben in einem Bunker ein illegales Serverzentrum. 250.000 Straftaten liefen über die gehosteten Seiten.

Im Prozess gegen die Betreiber des sogenannten Cyberbunkers im rheinland-pfälzischen Traben-Trarbach sind die Angeklagten am Montag zu Haftstrafen verurteilt worden. Das Landgericht Trier sah es als erwiesen an, dass die acht Beschuldigten in einem ehemaligen Bundeswehrbunker ein Rechen- und Datenzentrum für kriminelle Kunden betrieben hatten.

Ein sogenannter Manager (52) der Bande muss demnach zwei Jahre und sechs Monate in Haft, der ältere Sohn (35) des Hauptangeklagten vier Jahre und drei Monate.

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Bei den übrigen Angeklagten lagen die Strafen zwischen drei Jahren und einem Jahr auf Bewährung. Alle Angeklagten bildeten demnach eine kriminelle Vereinigung.

Zu den Kunden des illegalen Serverzentrums sollen laut Anklage unter anderem auch die Betreiber der inzwischen abgeschalteten großen Darknetmarktplätze "Wall Street Market" und "Fraudsters" gehört haben. Demnach ging es um insgesamt 250.000 Taten, wobei es sich in den meisten Fällen um Drogendelikte handelte.

Von dem Vorwurf der Beihilfe zu den rund 250.000 Straftaten, die über die gehosteten Seiten gelaufen sein sollen, sprach das Gericht alle Angeklagten frei.

Ein ehemaliger Bundeswehr-Bunker diente als Basis für ein Darknet-Rechenzentrum.
Ein ehemaliger Bundeswehr-Bunker diente als Basis für ein Darknet-Rechenzentrum.

© Thomas Frey/dpa

Mit dem Urteil geht ein mehr als einjähriger Prozess zu Ende, den die Generalstaatsanwaltschaft beim Start im Oktober 2020 als einen der bundesweit größten Prozesse gegen Cybercrime bezeichnete.

Erstmals standen nicht die Täter im Fokus, die im Darknet etwa Drogen oder Waffen verkaufen, sondern die, die die Geschäfte als Webhoster erst möglich machen. Über die Server in einem alten Bunker in Traben-Trabach liefen Drogendeals im Wert von vielen Millionen Euro, Datenhehlerei, Computerangriffe und Falschgeldgeschäfte.

Die unterirdische Anlage an der Mosel war im Herbst 2019 von Hunderten Polizisten nach fünfjährigen Ermittlungen ausgehoben worden. Die meisten Angeklagten sitzen seit September 2019 in Untersuchungshaft.

Der Cyberbunker warb damit, alles zu hosten - außer Kinderpornografie und Terrorismus. Laut Köhler hatte die Beweisaufnahme ergeben, dass die Bande einen „Bulletproof-Hoster“ (kugelsicheren Hoster) betrieb, der behauptete, ein vor dem Zugriff der staatlichen Ermittlungsbehörden sicheres Datenzentrum anzubieten. Die Kunden blieben anonym, die Angeklagten traten nach außen nicht mit echten Namen auf. (AFP, dpa)

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