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Panorama: Das Öl muss weg

In Spanien reinigen Tierschützer verschmutzte Vögel und Meerestiere – eine deutsche Helferin berichtet

Von Christiane Flechtner,

Vimianzo

Ein beißender Gestank schlägt uns entgegen, als wir die Autotür öffnen. Wir ringen vergebens nach frischer Luft. Es gibt sie nicht mehr. Der Strand mit dem feinen Pulversand ist verschwunden. Stattdessen zieht sich ein endlos langes klebriges Band schwarzen, hochgiftigen Schweröls die Küste Galiciens entlang. Die „Costa da Morte“, die Todesküste, macht ihrem Namen jetzt alle Ehre.

Im Behandlungszimmer der kleinen Station im Städtchen Vimianzo ist es heiß, und wir schwitzen unter der Schutzkleidung und den Gummihandschuhen. Völlig entkräftet und unterkühlt wird der erste Vogel gebracht: Wir reinigen dem kleinen Papageientaucher zuerst die Augen und den Schnabel, anschließend die vom Öl schon verbrannten empfindlichen Füße. Dann öffnet Helferin Shannon Aery dem kleinen Patienten den Schnabel und legt eine Magensonde. So führt sie ihm Elektrolyt und Aktivkohle zu, um schnell die Giftstoffe aus dem Körper zu schwemmen. Später erhält der Vogel auf diese Art Nahrung und Flüssigkeit.

Täglich bringt man uns neue Vögel in die kleine Station, und wir kümmern uns um die Trottellummen und Kormorane, Möwen und Sterntaucher, sogar um völlig verölte Schildkröten.

Sind die Vögel nach der ersten Hilfe stark genug, bringt man sie zur Waschstation ins 200 Kilometer entfernte Pontevedra. Große Wannen, gefüllt mit warmem Wasser und viel Spülmittel, stehen bereit, als eine Trottellumme zum Waschen gebracht wird. Während eine Helferin das Köpfchen mit einer Zahnbürste abschrubbt, hält Gerard Jakubowicz den kleinen Körper fest. Eine gute halbe Stunde dauert das Schrubben mit einer Zahnbürste und das Spülen mit einer Munddusche, bis der Vogel vom Öl befreit ist. Dann heißt es Abspülen: Mit einem Hochdruck- Wasserstrahl muss jegliches Spülmittel aus dem Gefieder entfernt werden. Die kleine Trottellumme wird unter dem Strahl gedreht und gewendet. Dach einer weiteren halben Stunde hat sie es überstanden und wird von uns in eine Trockenbox gesetzt, in die ein Fön warme Luft bläst. Hier hat sie ein wenig Ruhe nach der stressvollen Prozedur.

Sobald sie getrocknet ist, wird sie von unserem Helfer in einen der Außenpools gesetzt. Sollte ihr Gefieder noch nicht wieder richtig wasserdicht sein, muss sie zurück in die Trockenbox, bis der Schutzfilm aus körpereigenen Fett wieder vollständig hergestellt ist. Dann wird sie mit einem Transporter in den Süden Portugals gefahren und dort in die Freiheit entlassen.

Christiane Flechtner[Vimianzo]

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