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Panorama: Das Smartphone war die Rettung

Wie ein Verschütteter sich mit dem Handy behalf / Deutschland beschleunigt Adoptionen

Eine spezielle Anwendung seines Smartphones hat dem verschütteten US-Dokumentarfilmer Dan Woolley das Leben gerettet. Die Erste-Hilfe-App habe ihm gezeigt, wie er seine stark blutenden Wunden zu behandeln habe, berichtete der US-Sender MSNBC. Nach 65 Stunden sei Woolley aus den Trümmern des Hotels Montana in Port-au-Prince gerettet worden. Mithilfe des Programms habe es Woolley verstanden, wie er mit seinem Shirt eine tiefe Schnittwunde am Bein abbindet und mit einer Socke das Blut seiner Kopfwunde stillt. Zudem habe das Gerät ihm geholfen, nicht einzuschlafen, wenn er das Gefühl hatte, in einen Schockzustand zu geraten. Er stellte den Wecker seines Smartphones auf alle 20 Minuten. In der Finsternis der Trümmer diente ihm das Gerät als Lichtquelle. Er schaffte es bis zu einem Aufzugschacht, wo ihn ein französisches Rettungsteam entdeckte und herausholte.

Ganz langsam scheint im Katastrophengebiet etwas Normalität einzukehren, in das Chaos kommt etwas Struktur. Von Einzelfällen abgesehen wird nicht mehr von Gewaltausbrüchen berichtet, viele Helfer haben jetzt das Gebiet erreicht, und große Mengen Hilfsgüter können inzwischen geordnet und systematisch verteilt werden.

Die Vereinten Nationen wollen Haitianer bezahlen, wenn sie beim Aufräumen helfen. Dadurch sollen die Menschen beschäftigt, das Klima der Angst und Verzweiflung durchbrochen und ein neuer Wirtschaftskreislauf in Gang gesetzt werden. „Wir haben in einem ersten Schritt 400 Haitianer angestellt, zum Ende der Woche sollen es 700 sein“, sagte die Chefin des Entwicklungsprogramms UNDP, Helen Clark. Ziel des „Cash-for-Work“Programms sei, bis zu 220 000 Menschen zu beschäftigen. Die Helfer sollen Trümmer wegräumen, Straßen ausbessern und die Infrastruktur reparieren. Dafür bekommen sie fünf Dollar am Tag.

Der Generaldirektor der UN-Organisation für Landwirtschaft und Ernährung (FAO), Jacques Diouf, sagte am Donnerstag in Rom, dass auch Haitis Landwirtschaft dringend Hilfe brauche. Im März beginne schon die Zeit, in der gepflanzt werden müsse. Die kommende Ernte müsse unbedingt gerettet werden.

Nach Frankreich, den USA und anderen Ländern beschleunigt nun auch Deutschland die Einreise von Adoptionskindern aus dem erdbebenzerstörten Haiti. Das Auswärtige Amt kümmere sich derzeit darum, die Ein- und Ausreiseformalitäten schnell zu regeln und Pässe auszustellen, sagte ein Sprecher der Bundeszentralstelle für Auslandsadoption am Donnerstag in Bonn. Das Ausnahmeverfahren greift bei allen an deutsche Paare vermittelten haitianischen Adoptivkindern, bei denen das entsprechende Verfahren schon vor dem Beben abgeschlossen oder „sehr weit fortgeschritten“ war. Nach einer Schätzung betreffe das etwa 30 Jungen und Mädchen. dpa/AFP

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