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Panorama: Der Burgvogt von Dohna

„Ein-Mann-Show“: Ein Bürgermeister in der Flut

Von Ralf Hübner, Dohna

Dohna, eine Gemeinde von 6000 Bewohnern mit einer fast tausendjährigen Geschichte und einstmals Sitz eines Burgvogtes, hat in dem 57-jährigen Friedhelm Putzke einen besonders tatkräftigen Bürgermeister. Einen, der selbst in der größten Katastrophe nicht die Übersicht verliert. Der auch dann noch weiß, was verboten und was erlaubt ist, wenn alles drunter und drüber geht. Wie die „Dresdener Morgenpost“ berichtete, hat Putzke, als der Ort halb unter Wasser stand, Falschparker eigenhändig mit Knöllchen bedacht, um zu zeigen, dass er Recht und Ordnung aufrecht erhält. Der parteilose Bürgermeister, der sich selbst gerne als „korrekt“ beschreibt, weist das zurück. Seit die Müglitz den Ort unter Wasser gesetzt hat, habe es in Dohna keine Knöllchen mehr gegeben. Mahnhinweise an der Windschutzscheibe hingegen schon, und das lasse er sich auch nicht nehmen. Schließlich hätten drei Fahrzeuge dort voll auf dem Gehweg gestanden.

Für Putzke hatte die Knöllchen-Geschichte insofern Folgen, als ihn der Landrat des Kreises Sächsische Schweiz, Michael Geisler (CDU), als Leiter des Katastrophenstabes absetzte. Nun tobt in der Sächsischen Schweiz eine Fehde zwischen dem Landratsamt in Pirna und dem Dohnaer Burgvogt. Putzke gilt nicht nur als Hüter von Recht und Ordnung, er ist auch überaus beliebt. Seit über zehn Jahren ist er Bürgermeister von Dohna, erst im vergangenen Jahr wurde er mit über 53 Prozent wiedergewählt. Er zeigt der überall in der Region übermächtigen CDU immer wieder, wer Herr im Hause ist.

Das ist nicht der einzige Hintergrund, warum der CDU-Landrat den Chef des Katastrophenstabes absetzte. Putzke hatte Hilfsangebote von Bundeswehr und Technischem Hilfswerk ausgeschlagen. Er wollte mit seinen Leuten die Lage selbst im Griff behalten.

Dabei war er wohl etwas überfordert. Die Beschwerden über die Zustände in Dohna während der Flut hätten sogar das Dresdner Regierungspräsidium erreicht, hieß es. Bis zur Absetzung Putzkes soll es gar keinen richtigen Katastrophenstab gegeben haben. Der Landtagsabgeordnete Klaus Leroff (CDU) spricht von einer „Ein-Mann-Show" Putzkes. Am Tag nach dessen Ablösung seien erstmal zwei Büro-Räume bezogen, Computer und Telefon besetzt worden. Jetzt habe Dohna einen funktionierenden Katastrophenstab, sagt Müller. Die Flut indes ist längst weg.

Nach der Absetzung Putzkes zeigte der CDU-dominierte Katastrophenstab gleich, wer jetzt die Macht hat: Gegen Putzkes Willen wurde ein beschädigtes Haus mit Bulldozer und Abrissbirne niedergewalzt.

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