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Panorama: Der Deal mit dem Lebensstil

Cherie Blair gerät in zwielichtige Geschäfte – und bringt ihren Mann in Bedrängnis

„Die Sache stinkt zum Himmel, Cherie“, donnert die Zeitungsschlagzeile über einem recht unvorteilhaften Foto der britischen „First Lady". Seit einer Woche treiben die Medien die Frau von Tony Blair in die Ecke: Sie hätte die Unwahrheit über ihre Geschäftbeziehung zu einem vorbestraften Betrüger gesagt und womöglich in dem Auslieferungsverfahren des Mannes interveniert. Die Blairs weisen die Vorwürfe energisch zurück.

Lifestyle-Beraterin

Der Skandal begann mit der Nachricht, dass die Blairs in Bristol zwei Appartements für jeweils 400 000 Euro gekauft hatten. Eines dient als Wohnung für ihren ältesten Sohn, der dort sein Studium begonnen hat, das andere war eine Investition. Dazu konnten die Zeitungen nur höhnisch gratulieren. Während tausende von Studenten in London gegen die Erhöhung der Studiengebühren demonstrierten, sei es tröstlich zu wissen, dass wenigstens für einen dank seiner treusorgenden Eltern keine finanziellen Nöte bestehen. Der Kaufpreis, den die Blairs hinlegten, macht gerade ihren gemeinsamen Jahresverdienst als Premierminister und Top-Rechtsanwältin aus. Das entspricht etwa dem jährlichen Einkommen von zwanzig Feuerwehrleuten, denen Blair keine Lohnerhöhung von vier Prozent zugestehen will.

Dann stellte sich heraus, dass Cherie Blair für die Appartements einen kräftigen Preisabschlag bekommen hatte. Vermittelt wurde der Deal durch ihre Freundin Carole Capin.

Das frühere Fotomodell arbeitet jetzt als „Lifestyle"-Beraterin und lebt mit dem Makler Peter Foster zusammen. Dieser soll den Rabatt durch den diskreten Hinweis bei der Baugesellschaft erwirkt haben, welche gute Reklame der Blair-Sohn als Mieter für den Appartement-Block machen würde. Schnell fanden die Zeitungen heraus, dass der alerte Australier mehrmals wegen Betrugs vorbestraft ist und Australien seine Auslieferung für ein neuerliches Delikt fordert. Damit konfrontiert, ließ Cherie Blair durch die Pressesprecher der Regierung erklären, dass sie keine Ahnung von der kriminellen Vergangenheit Foster gehabt habe und nur einmal mit ihm kurz Kontakt aufnahm.. Kleinlaut bekannte die sonst so gewiefte Staranwältin jedoch, dass sie „größere Umsicht“ hätte walten lassen müssen.

Doch Emails zwischen Cherie Blair und Foster, die den Zeitungen zugespielt wurden, zeigen, dass sie weitaus mehr mit einander zu tun hatten. Schlimmer noch wusste sie auch über Fosters Vergangenheit Bescheid, denn sie erkundigte sich, wie es um das Auslieferungsbegehren stand.

Belastung für Blair

Für Tony Blair ist die Rolle seiner Frau in der zwielichtigen Affäre eine arge Belastung. Seine Pressesprecher stehen als plumpe Lügner oder Trottel da, die Cherie auf den Leim gingen. Blairs Labour-Partei gewann die Wahlen durch das Versprechen, Filz und Korruption aus der britischen Politik zu verbannen. Doch die Verwicklung der Blairs in dubiose Immobiliengeschäfte sind nur der vorläufige Höhepunkt in einer ganzen Serie solcher Rückfälle in die Praktiken, die unter der letzten konservativen Regierung herrschten.

In Deutschland hat Kanzlergattin Doris Schröder-Köpf ihren Mann in den vergangenen Wochen mehrfach gegen Kritik verteidigt. In London ist es umgekehrt: Dort hat sich jetzt Tony Blair für seine Frau stark gemacht. „Diese Art von Sensationsgier in den Medien kommt und geht“, sagte Blair in einem am Dienstag veröffentlichten Interview mit der britischen Tageszeitung „Financial Times“. Der Regierungschef äußerte sich zum ersten Mal öffentlich über die Kontakte seiner Frau zu dem wegen Betrugs vorbestraften australischen Geschäftsmann Peter Foster. Er hatte das Interview gegeben, bevor Cherie Blair am Vorabend einräumte, wegen der bevorstehenden Abschiebung Fosters nach Australien mit dessen Anwälten telefoniert zu haben.

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