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Panorama: Der Sommer lässt sich zweimal bitten

Ein Meteorologe hat für nächste Woche 30 Grad und Hitzefrei versprochen. Aber das ist Wunschdenken

Von Andreas Oswald

Ein Meteorologe, der verkündet, dass wir hochsommerliches Wetter bekommen, kann sicher sein, dass er in vielen Medien zitiert wird. Zu groß ist der Wunsch nach einem neuen Rekordsommer. So geschah es, als am Mittwoch Alexander Hildebrand vom privaten Berliner Wetterdienst wetter.com voraussagte, in Mitteleuropa werde das Thermometer in der nächsten Woche erstmals auf bis zu 30 Grad steigen. „Hitzefrei, volle Schwimmbäder und lange Schlangen vor den Eisdielen“ seien also garantiert, zitierte ihn die Nachrichtenagentur ddp.

Der private Wetterdienst wetter.com, hat es damit geschafft, bekannter zu werden. Doch einem forschen Vorstoß folgt oft ein Rückzieher. Die Meldung von 30 Grad, Hitzefrei und vollen Schwimmbädern hatte der Wetterdienst exklusiv. Kein anderer Meteorologe behauptete das. Und auch wetter.com gab sich einen Tag später eher kleinlaut. Eine Sprecherin hielt diese Prognose für Deutschland nicht mehr aufrecht. Aber für Spanien sei sie nach wie vor gültig.

Die Konkurrenz schüttelt den Kopf. „Temperaturen von 25 Grad und mehr über mehrere Tage hinweg sind in Deutschland nicht abzusehen“, sagt Thomas Globig von Meteomedia. Alle Prognosemodelle sagen zwar einen schönen Sonntag voraus, aber ab Dienstag soll es eher wieder kühler werden. Erst recht im Nordosten Deutschlands. Der soll in der kommenden Woche gegenüber dem Südwesten eher benachteiligt sein. In den vergangenen Tagen war es umgekehrt. Am gestrigen Donnerstag war es in Berlin und Brandenburg wunderschön, im Südwesten regnete es in Strömen. In Freiburg wurden 50 Liter Niederschlag gemessen, in der Schweiz gab es örtlich Hochwasseralarm.

Das schönste Wetter in Europa hat derzeit Spanien. Das Land profitiert von einem Hoch. Es ist nicht auszuschließen, dass die Auswirkungen dieses Hochs bis nach Südwestdeutschland zu spüren sein werden. Aber der Nordosten auf der anderen Seite kommt unter Tiefdruckeinfluss.

„Der Sommer 2004 lässt sich Zeit“, sagt Globig. Das optimistischste Szenario sei, dass es in der letzten Juniwoche zu einer stabilen Hochwetterlage komme, die anschließend längere Zeit anhalte. Kann es noch zu einer Wiederholung des Jahrhundertsommers 2003 kommen? Globig: „Das ist eine Illusion.“

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