zum Hauptinhalt

Panorama: Dritter angeklagter Hooligan bricht in Essen sein Schweigen

Im Essener Hooligan-Prozess hat am Montag überraschend der dritte von vier Angeklagten sein Schweigen gebrochen. Andre Zawacki (28) aus Gelsenkirchen räumte einen Schlag mit einem "Gegenstand" auf den "Oberkörper oder Oberarm" des französischen Gendarmen Daniel Nivel (44) ein.

Im Essener Hooligan-Prozess hat am Montag überraschend der dritte von vier Angeklagten sein Schweigen gebrochen. Andre Zawacki (28) aus Gelsenkirchen räumte einen Schlag mit einem "Gegenstand" auf den "Oberkörper oder Oberarm" des französischen Gendarmen Daniel Nivel (44) ein. "Ich dachte immer, es wäre eine Flasche gewesen", hieß es in einer schriftlichen Erklärung des 28-Jährigen, die sein Verteidiger verlas. "Ich weiß nicht, wie das passiert ist", heißt es in dem Teilgeständnis.

Nach Ansicht der Staatsanwaltschaft hatte Zawacki bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Lens jedoch mit einem metallenen Gewehraufsatz mindestens drei Mal auf den am Boden liegenden bewusstlosen Polizisten eingeschlagen. Der mutmaßliche Hooligan aus der Szene um Fußball-Bundesligist FC Schalke 04 soll dem 44-jährigen Familienvater die schwersten Kopfverletzungen zugefügt haben. Nivel ist seit der brutalen Attacke von Lens am 21. Juni 1998 schwer behindert. Sechs Wochen lag er im Koma.

Mündlich berichtete Zawacki dem Schwurgericht von einem ausgiebigen Alkoholkonsum am Tattag. Gut sechs Liter Bier und Schnaps habe er getrunken. Nach dem Tod seiner Großmutter und einer verpatzten Prüfung habe er vor der Tat "einfach schlechte Laune" gehabt: "Ich hatte irgendwie einen leeren Kopf." Zeugen beschrieben den Gelsenkirchener ebenfalls als "stark betrunken". Zawacki habe in Lens gelallt, geschwankt und kaum noch sprechen können. Nach einem Schlaf auf einem Rasen sei er plötzlich von Gegröle geweckt worden und mit einer Gruppe in eine Seitenstraße gerannt, sagte Zawacki selbst. "Ich war irgendwie mittendrin, und sah dann eine blaue Jacke da liegen", heißt es in der Erklärung. Mit einem Gegenstand habe er auf den Oberkörper des Uniformierten eingeschlagen. Ein Gerichtsmediziner hatte vor der Aussage Zawackis die Ansicht der Staatsanwaltschaft gestützt. Die schwere Kopfverletzung am Hinterkopf des Gendarmen sei durchaus einem wuchtigen Schlag mit dem Gewehraufsatz zuzuordnen.

Neben Zawacki sitzen drei 24 bis 31 Jahre alte Männer aus Gelsenkirchen, Hamburg und Magdeburg auf der Anklagebank. Zwei von ihnen haben Fußtritte gegen den am Boden liegenden, bewusstlosen Gendarmen eingeräumt. Eventuell werden am nächsten Montag Staatsanwaltschaft und Nebenklage ihre Plädoyers halten.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false