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Studie: Drogenbeauftragte will weniger rauchende Schauspieler

In der Krimiserie "Ein Fall für Zwei" pafften Matula und Co. fast in jeder Folge. Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Sabine Bätzing, will nun weniger rauchende Schauspieler in deutschen Fernsehserien und Kinofilmen sehen.

Berlin - Tabakkonsum sei "kein 'wertfreies' dramaturgisches Mittel", sondern verleite Kinder und Jugendliche zur Nachahmung, erklärte Bätzing bei der Vorstellung einer Studie zum Rauchen in Film und Fernsehen. Danach wird in deutschen Fernsehserien und Kinofilmen tendenziell häufiger geraucht als in ausländischen Produktionen. Laut Bätzing wurde in drei Viertel von 409 deutschen und ausländischen Top-Kinofilmen, die zwischen 1994 und 2004 erstmals im Kino liefen, geraucht oder mit Tabakprodukten hantiert. Ebenso war es bei 43 Prozent von 395 analysierten Fernsehsendungen.

Tabakkonsum im Film sei "ein Risikofaktor für den Beginn des Rauchens bei Kindern und Jugendlichen", kritisierte Bätzing. Darauf deuteten auch internationale Studien hin. Als Konsequenz will die Drogenbeauftragte eine freiwillige Vereinbarung mit Film- und TV-Produzenten anregen, dass Schauspieler in deutschen Produktionen möglichst nicht rauchen. Ziel sei es, die Filmschaffenden in Deutschland stärker für das Thema zu sensibilisieren. Zu diesem Zweck will Bätzing die Studie auch an die Intendanten und Senderchefs der öffentlich-rechtlichen und privaten Fernsehanstalten schicken und sie um eine Stellungnahme bitten. Angesichts der Studie müsse es eine Debatte über die Vorbildfunktionen des Fernsehens und Films geben, denn "Rauchen ist das größte vermeidbare Gesundheitsrisiko unserer Zeit", erklärte die Drogenbeauftragte.

Matula pafft in 97 von 100 Folgen

Die Studie verglich deutsche, europäische und US-Kinofilme: Tabakqualm oder Zigarettenpackungen waren demnach in deutschen Produktionen mehr als doppelt so häufig zu sehen wie in ausländischen. Während es in deutschen Filmen durchschnittlich 14,5 "Tabakrauchereignisse" gab, waren dies in US-Filmen durchschnittlich 6,7 und in europäischen Filmproduktionen 6,4. Im Unterschied zu Filmen aus den USA wird mit Zigaretten und Tabakprodukten auch häufiger in deutschen Streifen hantiert, die für Kinder freigegeben sind.

Laut Studie gibt es beim Thema Rauchen zudem deutliche Unterschiede zwischen Genres im deutschen Fernsehen und Sendern. Besonders häufig wird in Spielfilmen (77 Prozent) gequalmt, aber auch im Informationsteil der Sender, vor allem in Magazinen (69 Prozent). In der Krimiserie "Ein Fall für Zwei" pafften Matula und Co. sogar in 97 von 100 Folgen, die zwischen 1985 und 2004 erstmals gezeigt wurden.

Als positive Beispiele nannte die Drogenbeauftragte die RTL-Serie "Gute Zeiten, schlechte Zeiten" und die ARD-Serie "Marienhof", die bereits mit dem "Rauchfrei Siegel" der Deutschen Krebshilfe und des Aktionsbündnisses Nichtrauchen ausgezeichnet wurden. Die Studie unter dem Titel "Verbreitung des Rauchens im deutschen Fernsehen und in deutschen Kinofilmen" läuft seit Mai 2005 und wird vom Bundesgesundheitsministerium gefördert. (tso/ddp)

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