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Eigenwilliges Genie: Schachlegende Bobby Fischer ist tot

Es war ein Leben zwischen Genie und Wahnsinn: Der US-Amerikaner Robert James Fischer wurde zunächst als Wunderkind weltberühmt, gewann mitten im Kalten Krieg die Schachweltmeisterschaft ausgerechnet gegen einen Russen. Später überwarf er sich allerdings mit fast allem und jedem.

Der legendäre Schachmeister Robert James Fischer starb im Alter von 64 Jahren. Ein Freund des aus den USA stammenden Schachgenies bestätigte den Tod Fischers, über den isländische Medien zuvor berichtet hatten. Demnach erlag der als Exzentriker bekannte Mann, den alle nur "Bobby" nannten, am Donnerstag zu Hause in Reykjavik einer Krankheit. Der Ex-Champion hatte Schachgeschichte geschrieben, als er 1972 in Reykjavik den sowjetischen Meister Boris Spassky schlug - ein symbolischer Sieg auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges.

Fischer machte zeitlebens nicht nur mit seinen Taten am Schachbrett von sich reden. Mit seinem Heimatland USA überwarf er sich, obwohl er mit seinem Sieg über Spassky 1972 die Vorherrschaft der Sowjets im Schach gebrochen hatte und von Washington zum Symbol des Kampfes gegen den Ostblock stilisiert worden war.

Fischer wurde am 9. März 1943 in Chicago geboren. Seine Schullaufbahn brach er 1959 ab, um sich ganz auf seine Profikarriere im Schach zu konzentrieren. Im Jahr 1968 zog er sich aus dem Turniergeschäft zurück. Um seinen Einsatz gegen Spassky 1972 hatte ihn US-Außenminister Henry Kissinger ausdrücklich gebeten - es wurde ein triumphale Rückkehr. Nach diesem Höhepunkt seiner Karriere zog Fischer sich dann völlig zurück.

Rückkehr ins Rampenlicht mit Verletzung eines UN-Embargos

20 Jahre lang hielt er sich dem Profischach fern - nichts konnte ihn zu einer Rückkehr bewegen. Millionenangebote von Organisatoren in Las Vegas oder Manila schlug er aus, auch wenn er finanziell ruiniert und in einer schwierigen Situation war. Als er 1992 schließlich ans Brett zurückkehrte, um in Montenegro mit seinem inzwischen zum Freund gewordenen Ex-Rivalen Spassky eine Revanche auszutragen, zog er den Zorn der US-Behörden auf sich. Wegen des UN-Embargos gegen Jugoslawien wurde sein 3,35 Millionen Dollar hohes Preisgeld als "illegaler Handel" deklariert und ein internationaler Haftbefehl gegen ihn ausgesprochen. Das Match wurde dennoch gespielt - und Fischer gewann erneut.

Im Sommer 2004 wurde er in Tokio verhaftet und für acht Monate ins Gefängnis gesteckt. Mit seiner Ausreise nach Island im März 2005 entging er einer langjährigen Haftstrafe in seiner Heimat. Bei seiner Haftentlassung zeigte Fischer sich mit weißem Vollbart und schimpfte auf US-Präsident George W. Bush, den er einen "Verbrecher" nannte. In jenem Frühjahr wurde es ruhiger um Fischer. Er erhielt die isländische Staatsbürgerschaft und ließ sich in der Hauptstadt Reykjavik nieder. (smz/AFP)

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